Holsteinische Schweiz: Schöne Unbekannte
Hierzulande gibt es verschiedene Regionen mit dem Namen Schweiz – ob in Sachsen, Mecklenburg oder eben in Schleswig-Holstein. Letztere liegt vor den Toren Hamburgs und hat mit ihrer Seen- und Hügellandschaft großes Anziehungspotential
Ganz ehrlich, wenn man eine Umfrage machen würde, wer die Holsteinische Schweiz kennt und womöglich geografisch noch zuordnen kann, bekäme man womöglich ein ernüchterndes Ergebnis. Ostsee? Klar, die kennt man. Aber was hat denn eine Schweiz in Holstein zu suchen? Dabei geht es letztlich nur um die richtige Zuordnung, denn sehr viele Menschen dürften schon einmal mit Sehenswürdigkeiten oder Fakten der Region zwischen Lübeck, Kiel und Neumünster zu tun gehabt haben.
Bestes Beispiel ist das Gut Immenhof in Rothensande. Bekannt aus dem Originalfilm der 1950er-Jahre (Die Mädels vom Immenhof) sowie der TV-Serie aus den 1990er-Jahren, ist es heute ein renommiertes und sehr nobles Hotel mit Restaurant – direkt am Kellersee.
Und erinnern Sie sich nicht auch an den Skandal-Tatort „Reifezeugnis“ von 1977? Die Villa mit Blick auf den Großen Plöner See war das Elternhaus von Sina Wolf (dargestellt von Nastassja Kinski). Leider wurde diese besondere Immobilie in Bosau 2018 abgerissen und inzwischen durch ein Mehrfamilienhaus mit Ferienwohnungen ersetzt.
Apropos Plöner See: Etwas erhaben über dem Großen Plöner See liegt auch Schloss Plön. Das größte Schloss Schleswig-Holsteins war einst Kadettenschule und Internat. Seit 2022 beherbergt es die Fielmann Akademie und gehört auch dem gleichnamigen börsennotierten Familienunternehmen aus Hamburg.
Möglicherweise hat der eine oder andere auch schon vom Geist von Malente gehört. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine wiederkehrende Erscheinung aus dem Reich der Toten. Gemeint ist ein Mythos der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft, die besagten Geist vor den WM-Titeln von 1974 und 1990 in der Sportschule Malente beschworen haben soll.
Tourismus und Preise
Sicher könnte man diese Aufzählung fortsetzen. Doch ebenso interessant ist, dass die Tourismuszahlen in der Holsteinischen Schweiz seit Jahren steigen. Über 550.000 Gästeübernachtungen konnte man in Eutin, Plön & Co. zum Beispiel 2021 verzeichnen. Das sind keine Dimensionen wie in der Lübecker Bucht oder auf Sylt, aber klein und fein lautet in dieser Region ohnehin eher die Devise. „Sehen und gesehen werden, darum geht es hier nicht“, berichtet ein Experte. „Die Menschen wissen die Ruhe und Entspannung zu schätzen. Ansonsten geht man weiter in die erste Reihe – direkt ans Meer.“
Doch an Wasser mangelt es auch in der Holsteinischen Schweiz nicht. Rund 200 Seen hat die Region, die im Übrigen geografisch gar nicht exakt zu umreißen ist. Mit Blick auf den Immobilienmarkt sind vorallem die vier größeren Städte und Gemeinden Eutin, Malente, Plön und Preetz erwäh-nenswert. Hier stimmen Infrastruktur vor Ort, Anbindung nach Hamburg und an die anderen ostseenahen Großstädte, bieten sich zahlreiche wassernahe Wohnlagen und dennoch verhältnismäßig günstige Preise. Ein Schlaraffenland für spitzenpreisgebeutelte Suchkunden, könnte man meinen.
Bewährte Käuferklientel
Klar, wer Preise aus Hamburg oder auch Lübeck gewohnt ist, der könnte sich in der Holsteinischen Schweiz verwundert die Augen reiben. Vernünftige Häuser auf veritablen Grundstücken von 800 oder 1.000 Quadratmetern ab 300.000 Euro oder ab 500.000 Euro, wenn es einzugsbereit und schick sein soll – das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Selbst Top-Immobilien am Wasser sind unter zwei Millionen Euro zu haben. Allerdings würden diese, so wird berichtet, selten offiziell am Markt angeboten. Seezugang oder gar ein eigener Steg – da braucht es leider nur selten einen Makler, heißt es.
Und die Käufer? Ein guter Mix aus den üblichen Veränderungskäufern der Region, aber eben auch eine Vielzahl von Menschen, die in der Region jahrelang Urlaub gemacht haben und nun ihren Lebensabend dort verbringen möchten. Zudem ist nicht zuletzt seit Corona und dem bestimmenden Thema Homeoffice das Interesse von Kunden aus dem Großraum Hamburg noch einmal deutlich gestiegen. Hier kommt erleichternd hinzu, dass sich die für die Region zuständigen Kreise in Sachen Breitband-Internet unabhängig gemacht haben und flächendeckend Glasfaserleitungen zur Verfügung stehen. Wer braucht schon die Autobahn in die Hansestadt, wenn er die Datenautobahn nutzen kann?
Die besten Lagen der Region
Wer sich für Immobilien in Toplagen interessiert, also Objekte wie die Tatort-Villa vor Augen hat, dem ist oft egal, in welcher Stadt er diese bekommt. In Eutin ist vor allem der Ortsteil Fissau nennenswert. Ausgestattet mit einem fast dörflichen Charakter, bietet er zu zwei Seiten Seeblick (Kellersee und Großer Plöner See). Auch die frisch sanierte und sehr sehenswerte Innenstadt sowie Lagen in Richtung des Eutiner Schlosses haben einiges an Vorzügen vorzuweisen. In Plön sind es einzelne Straßenzüge am Kleinen Plöner See sowie am Trammer See, am Schöhsee und am Großen Plöner See, die höhere Preise erzielen. Darüber hinaus sind der Bicheler Berg und die Stadtbeker Straße in Bosau sowie Sielbek am nordöstlichen Ufer des Kellersees besonders gefragt.
Ansonsten geht es in der Holsteinischen Schweiz für viele Kaufinteressenten oft nur darum, naturverbunden und auf einer gewissen Fläche zu wohnen – Immobilien mit Potential, sich selbst zu verwirklichen, sind gefragt. Das Augenmerk richtet sich vermehrt auf die Themen Gesundheit, Ruhe und Entschleunigung. Zumindest bei denen, die einen Zweit- oder sogar Dauerwohnsitz für sich selbst suchen. Da ist das Angebot aktuell sogar üppig. Vielleicht ja auch, weil die Region eben doch (noch) nicht so bekannt ist.
Lagen und Immobilienpreise Holsteinische Schweiz
WASSER UND NATUR – SO WEIT DAS AUGE REICHT - Abgesehen von der guten Anbindung in verschiedene Großstädte, bietet die Holsteinische Schweiz zahlreiche Wasser- lagen und ländliche Immobilien – für Wochenend- oder Feriendomizile, vermehrt jedoch auch als Erstwohnsitz
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