Immobilien an der Ostsee kaufen - Teil 2
Zwischen Priwall im Westen und Usedom im Osten bietet Mecklenburg-Vorpommerns Küste neben bekannten Badeorten auch Regionen, die es zu entdecken lohnt
Eines vorweg: Es heißt nicht Mäcklenburg-Vorpommern und schon gar nicht Mäck Pomm, sondern Meecklenburch-Vorpommern. Mit langem e und norddeutschem g. Wer das nicht beherzigt, ist bei vielen der 1,6 Millionen Einwohner des sechstgrößten und am dünnsten besiedelten Bundeslandes schnell unten durch. Was schade wäre, denn ihr Land zählt zum Schönsten, was Deutschland zu bieten hat.
Die Reise von West nach Ost beginnt auf dem Priwall. Bis zur Wende war die Halbinsel vor Travemünde ein trister Außenposten im Zonenrand gebiet und auf der DDR-Seite nahezu unbesiedelt. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Erst nach circa 30 Kilometern entlang menschenleerer Sandstrände erreicht man den ersten immobilien relevanten Ort: Boltenhagen. Hübsche Pensionen im Stil der Bäderarchitektur und schilfgedeckte Hallenhäuschen prägen den Ortskern. Boltenhagen ist besonders für Familien urlaube beliebt.
Etwas über 20 Kilometer weiter ostwärts liegt Wismar. Rund 43.000 Einwohner zählt die Hansestadt, darunter auch 8.000 Studierende der Hochschule für Technologie, Wirtschaft und Design. Der Hafen und die Altstadt mit ihren historischen Kaufmannshäusern sind unbedingt einen Besuch wert. Noch sind nicht alle historischen Bauten restauriert, Immobilien in Wismar sind noch relativ günstig zu haben.
Nördlich von Wismar befindet sich die Insel Poel. Poel zählt rund 2.500 Einwohner und ist mit dem Festland durch einen Damm verbunden. Wer ein beschauliches Plätzchen sucht, findet hier vielleicht das Passende.
Schlafende Schönheit
Weiter geht die Reise an der Festlandsküste mit Blick auf die zwölf Kilometer lange Halbinsel Wustrow (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort auf Fischland- Darß). Man darf gespannt sein, ob und wann der Inhaber, Immobilien unternehmer und Adlon-Erbauer Anno August Jagdfeld, etwas aus dieser schlafenden Schönheit macht. Sein ursprüngliches Vorhaben, hier ein Luxusresort mit Golfplatz und Marina zu erbauen, scheiterte nach einem Streit mit der Gemeinde Rerik.
In den 1930er-Jahren ließen die Nazis auf Wustrow Deutschlands größte Flakartillerie-Schule erbauen. Nach dem Krieg wurde Wustrow militärisches Sperrgebiet der Sowjetarmee. Seit deren Abzug 1993 ist dort nichts passiert. Die alten Kasernen stehen immer noch. Insgesamt war Wustrow 80 Jahre lang für die Öffentlichkeit faktisch gesperrt. Erst seit einigen Jahren sind Besichtigungen wieder möglich.
Wustrow ist durch einen schmalen Damm mit dem Ostseebad Rerik verbunden und besonders bei Familien beliebt, hat mit seinem breiten Strand, dem Boddenhafen und zahlreichen Freizeiteinrichtungen rund ums Jahr einiges zu bieten.
Das Seebad Kühlungsborn ist der größte Bade- und Erholungsort Mecklenburgs. Fast eine halbe Million Gäste kommen jährlich hierher. Beeindruckend ist die Fülle historischer Gebäude im Stil der Bäderarchitektur. Mit 3.150 Metern Länge verfügt die Gemeinde über eine der längsten Strand promenaden Deutschlands. Der breite Sandstrand erstreckt sich über sechs Kilometer. Seit 1857 ist der Ort Ziel für Sommerfrischler.
Bereits 1793 erfolgte die Gründung der nächsten Station. Heiligendamm gilt als der älteste Seebadeort Deutschlands und Kontinentaleuropas. Der Ort wird aufgrund der von der See aus sichtbaren weißen Häuserreihe in Strandnähe auch die „Weiße Stadt am Meer“ genannt. Die Pläne Anno August Jagdfelds, aus Heiligendamm wieder den elitären Treffpunkt der Ostsee zu machen, konnten lange Zeit nicht realisiert werden. Die Restaurierung der historischen Villen begann erst 2015. Die ersten Apartments sind bezugsfertig und stehen ab 16.000 Euro pro Quadratmeter zum Verkauf. Endlich wird die Perlenkette wieder mit Leben gefüllt. Lage und Architektur des Ensembles sind schon einzigartig.
Quirlige Kreuzfahrtstadt
Nächste Etappe: Warnemünde. In den Sommermonaten gleicht die Hafenmeile einem Rummelplatz. Knapp 200 Kreuzfahrtschiffe legten hier vor der Pandemie im Jahr an. Wer in den letzten Jahren in Warnemünder Immobilien investiert hat, kann sich über stetige Wertsteigerungen freuen. Ähnlich wie Travemünde ist auch Warnemünde auf einem guten Weg, viel mehr aus seinem Potential zu machen.
Sechs Minuten dauert die Überfahrt über die Warne nach Hohe Düne. Die Halbinsel ist wie Warnemünde ein Stadtteil von Rostock, staatlich anerkanntes Seebad und bekannt durch die 25 Meter hohe Lotsenstation, den neuen Yachthafen mit Hotelkomplex und den Marinestützpunkt. Hinter Hohe Düne fährt man fast 15 Kilometer – links Strände und das Meer, rechts eine Moorlandschaft – bis nach Graal-Müritz. Rund 4.000 Einwohner zählt das beschauliche Seeheilbad, das bereits vor knapp 200 Jahren seine ersten Badegäste begrüßen konnte und sich mit seinen Ortsteilen Graal und Müritz über vier Kilometer im Hinterland der Küste ausdehnt.
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Künstler und Kapitäne
Hinter dem Griebnitzer Moor liegt das Tor zur Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Bis im 14. und 19. Jahrhundert von Menschenhand die Flutrinnen geschlossen wurden, waren das Kernland von Fischland, der Darß und der Zingst eigenständige Inseln.
Nächster Halt ist Wustrow, ein ehemaliger Fischer- und Seefahrerort mit zahlreichen historischen Kapitänshäusern. Ahrenshoop zählt zu den begehrtesten und besten Adressen der Ostseeküste. Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich hier einige Maler an. Seither gilt Ahrenshoop als Künstlerkolonie und zelebriert dieses Image bis heute. Neben Kunstmuseum und Kunsthaus gibt es Events wie Filmfestival, Autorenlesungen oder Jazzkonzerte.
Das Reetdachhaus am Strand ist wohl das am meisten fotografierte Haus der Ostsee – und unbezahlbar. In Ahrenshoop ein Strandhaus oder einen Hof mit Boddenblick zu besitzen ist schick und teuer. Unter zwei Millionen Euro kommt hier kaum ein Haus auf den Markt. Auch die Hotels, Restaurants und Geschäfte in Ahrenshoop sind einen Tick luxuriöser als in den Nachbargemeinden.
Noch in Ahrenshoop beginnt der Darß – und gleich dahinter der Urwald. Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist mit 786 Quadratkilometern das größte Schutzgebiet der Ostsee. Mit etwas Glück und Geduld lassen sich sogar Seeadler, Rotwild und auch Schweinswale beobachten. Im Herbst verweilen hier zigtausende Kraniche bei einem Zwischenstopp auf dem Weg nach Süden.
Drei Orte gibt es auf dem Darß, die Dörfer Wiek und Born sowie das Ostseebad Prerow. Wiek und Born werden zunehmend zu reinen Feriendörfern. Wenn eine der alteingesessenen Familien ihr Haus verkauft, dann oft an wohlhabende Käufer aus Berlin oder Sachsen, die noch Kindheitserinnerungen mit dem Dorf verbinden.
In Zingst werden auch schon Höchstpreise von 14.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche verlangt: für ein Penthouse mit Meerblick. Die Preise in dem Ostseebad sind so explodiert, dass es sich sogar schon lohnt, erst 20 Jahre alte Häuser abzureißen und das Grundstück neu zu bebauen.
Wem Immobilien auf der Halbinsel zu teuer sind, den zieht es hinüber aufs Festland. In Pruchten oder Barth haben die Preise zwar auch angezogen, sind aber immer noch deutlich günstiger.
300 Vermietungstage pro Jahr
Weiter geht es nach Stralsund. Ähnlich wie Wismar und Greifswald ist auch Stralsund eine sehr reizvolle, ehrwürdige Hansestadt, die nicht nur für Besucher, sondern auch für Investoren attraktiv ist. Die Altstadtinsel wurde von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft. Zur Wende lebten nur noch 1.500 Bewohner in den historischen Häusern, jetzt sind es schon wieder 5.000. Auch immer mehr junge Familien zieht es in die schöne Stadt am Strelasund.
Über die vier Kilometer lange Schrägseilbrücke geht es von Stralsund nach Rügen. Deutschlands größte Insel ist auch die beliebteste Ferieninsel des Landes. Über 1,3 Millionen Besucher kommen im Jahr auf die Insel, mehr als sechs Millionen Übernachtungen sind statistisch registriert.
Die 926 Quadratkilometer große Insel bietet Immobilieninteressenten ein weites Spektrum an Möglichkeiten. Das touristische Epizentrum liegt im Osten der Insel. Hier befinden sich auch die bekannten Orte mit ihrer Bäderarchitektur. „Binz ist Binz“, heißt es auf Rügen, was bedeutet: Binz ist eine Klasse für sich, ganzjährig beliebt und belebt. Die besten Vermietobjekte knacken hier sogar die 300-Tage-Grenze. Wohnungen in der ersten Reihe kosten bis zu 20.000 Euro je Quadratmeter.
Nördlich von Binz liegt Prora, einst Name des Stadtteils, heute Synonym für ein architektonisches Ungetüm aus der Nazi-Zeit. Ursprünglich bestand der Bau aus acht Blöcken mit sechs Geschossen, die sich über unglaubliche 4,5 Kilometer erstreckten.
Rügen hat nicht nur das hübsche Binz und das hässliche Prora zu bieten, sondern auch die traditionellen Seebäder Sellin, Baabe und Göhren, die Halbinsel Mönchgut, Putbus und die immer attraktiver werdende Hafenstadt Sassnitz. Auch der Norden mit seinen endlosen Stränden ist sehr reizvoll. Die Vermietbarkeit einer Ferienimmobilie zählt zu den besten entlang der Ostseeküste. Keine andere Ferienregion wird im Internet so oft als Suchbegriff eingegeben. Auf keinen Fall verpassen sollte man einen Besuch auf Rügens kleiner Nachbarinsel Hiddensee, auch wenn hier nur alle Jubeljahre mal eine Immobilie verkauft wird.
Rekordhalter bei Sonnenstunden
Letzte Station der Tour d’Ostsee: Usedom. Die zweitgrößte Insel Deutschlands misst in der Länge 66 Kilometer und an der breitesten Stelle 23 Kilometer. Das östlichste Viertel der Insel gehört zu Polen, hier liegt auch die mit Abstand größte Stadt Świnoujście (Swinemünde), in der über die Hälfte der rund 76.000 Insulaner lebt. Usedom nennt sich auch selbst gern „die Sonneninsel“. Und das völlig zu Recht: Mit durchs chnittlich rund 1.900 Stunden Sonnenschein pro Jahr belegt Usedom Platz eins der bundesdeutschen Sunshine-Charts.
Zur Sonne gibt es den passenden Strand: Über 42 Kilometer erstreckt sich der bis zu 70 Meter breite, feine Sandstrand von Peene bis nach Swinemünde. Touristische Zentren der Insel sind im Nordwesten Karlshagen, Trassenheide und Zinnowitz, im Mittelteil der Insel liegen die Bernsteinbäder Koserow, Loddin, Ückeritz und Zempin. Die Highlights der Insel sind aber die drei Kaiserbäder im Osten: Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck. Schon seit 1850 kommen die Sommerfrischler nach Usedom, bauten sich prächtige Villen, die Küste galt als die „Badewanne Berlins“ – 200 Kilometer sind es von hier bis zur Hauptstadt.
Soweit im Schnelldurchlauf die wichtigen Orte und potentiellen Ferienhaus-Standorte an Mecklenburg-Vorpommerns Ostseeküste. Es lohnt sich, sie alle einmal persönlich „abzuklappern“. Die Chance, dabei einen neuen Lieblingsplatz zu entdecken, ist nicht unwahrscheinlich.
BEL 04/22