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Jahrzehntelang stand Augsburg im Schatten der bayerischen Metropole, jetzt profitiert die Fuggerstadt von der Nachbarschaft zum 80 Kilometer entfernten München

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Das Rathaus von Augsburg mit seinen markanten Zwiebeltürmen (Foto: Fotolia/SeanPavonePhoto)

Genau zwei Tage dauerte es, dann war das Einfamilienhaus in ruhiger Stadtlage für 435.000 Euro verkauft. Ein Ausreißer? Eher nicht, denn der Augsburger Immobilienmarkt zählt derzeit zu den heißesten in ganz Süddeutschland – und wenn sich ein gutes Angebot bietet, wird direkt zugeschlagen. Spricht man mit den lokalen Maklern und Bauträgern über die aktuelle Marktsituation, hört man Sätze wie „aus dem Dornröschenschlaf erwacht“, „jetzt wird wahrgenommen, was sich in den letzten zehn Jahren hier getan hat“ oder „früher wohnte das Geld außerhalb, jetzt wollen alle wieder zurück in die Stadt“.

Und immer wieder fällt das Stichwort München. Die boomende Millionenstadt mit ihren Spitzenpreisen treibt Anleger und Häuslebauer zunehmend in das Umland, und immer mehr entdecken bei ihrer Suche Augsburg als bezahlbare Alternative.  Die 290.000 Einwohner große Stadt liegt zwar knapp 80 Kilometer nordwestlich der bayerischen Metropole, jedoch verkürzt sich über ICE-Anbindung und direkten Autobahnanschluss (A8) die Entfernung auf gut eine halbe Stunde.

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Die älteste, bis heute bewohnte Sozialsiedlung der Welt: die Fuggerei (Foto: Fotolia/XtravanT)

Wer sich mit Augsburg beschäftigt, bemerkt schnell, dass die drittgrößte Stadt Bayerns weit mehr zu bieten hat als „nur“ die Nähe zu München, angefangen bei der Stadtgeschichte: „Augusta Vindelicum“ wur­de im Jahre 15 v. Chr. durch Kaiser Augustus gegründet und macht Augsburg zur zweitältesten Stadt Deutschlands. Die Römer hinterließen ein gut ausgebautes Fernstraßennetz mit Augsburg als Knotenpunkt. Davon profitierten die Kaufleute im Mittelalter, allen voran die Familie Fugger, die im 15. Jahrhundert Augsburg zum Zentrum eines weltweiten Finanz- und Handelsimperiums machte. Prächtige Bauten, wie das bekannte Rathaus, legen heute noch Zeugnis von dieser glorreichen Zeit ab und machen die mittlerweile gut sanierte historische Altstadt zur begehrten Wohnlage. Jakob Fugger, der Bill Gates seiner Zeit, und seine Familie hatten so viel Einfluss auf die Stadt, dass sie bis heute den Beinamen „Fuggerstadt“ trägt.

Vorreiter war Augsburg auch beim sozialen Wohnungsbau – und das zu einer Zeit, als dieser Begriff noch gar nicht existierte. Die 1521 gegründete „Fuggerei“ ist mit ihren 140 Wohnungen in 67 Häusern heute nicht nur ein Touristenmagnet, sondern die älteste Sozialsiedlung der Welt. Nach wie vor können katholische Augsburger, die unverschuldet in Not geraten sind, bei der Betreiberstiftung eine Wohnung beantragen. Der jährliche Mietzins beträgt seit der Gründung bis heute umgerechnet 88 Cent plus täglich drei Gebete für den Gründer und seine Familie.

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Immobilien in Augsburg: Lagen & Preise

Begehrte Innenstadt
So alt Augsburgs Geschichte ist, so jung ist die Bevölkerung der Großstadt – knapp die Hälfte der Einwohner ist unter 40. Gewohnt wird am liebsten direkt in der Innenstadt oder zentrumsnah mit guter öffentlicher Verkehrsanbindung

Im übrigen Stadtgebiet herrscht freie Marktwirtschaft, aber doch ist Augsburg für eine Großstadt noch vergleichsweise günstig – Mieten und Kaufpreise liegen bis zu 50 Prozent unter Münchner Niveau. So wundert es nicht, dass Investoren aus der Landeshauptstadt den lokalen Immobilienmarkt mittlerweile kräftig aufmischen und die Preise weiter in die Höhe treiben.

Laut Immobilienmarktreport Wirtschaftsraum Augsburg, erstellt von einem lokalen Expertenteam unter Leitung von Michael Thiede von der Real Estate Solutions GmbH, betrug das Transaktionsvolumen für Wohneigentum 2015 insgesamt 248,8 Millionen Euro. Die jährlichen Preissprünge liegen im Schnitt bei 15 Prozent, bei Wohnungen wie auch bei Häusern.

5 gute Gründe für Augsburg

•    Hervorragende Verkehrsanbindung (ICE, A8, A7, A96)
•    Standort mit Zukunftspotential (Technologiezentrum/Innovationspark)
•    Hoher Freizeitwert durch das nahe gelegene Voralpenland
•    Großstädtische Infrastruktur (Bus/Straßenbahn)
•    Universitätsstandort, bald auch mit Uniklinik

Die Nachfrage ist ungebrochen hoch, die Hauptstadt des bayerischen Regierungsbezirks Schwaben wächst und wächst. Bis 2019 soll die 300.000er-Marke geknackt werden, und unter den Neubürgern sind überdurchschnittlich viele junge Akademiker, die entsprechend verdienen. Im Oktober 2016 verkündete Horst Seehofer den Augsburgern eine weitere Freudenbot­schaft – das städtische Klinikum wird Uni­versitätsklinikum. Zu den 20.000 Studierenden heute kommen dann noch weitere 1.500 hinzu. Gemeinsam mit 100 Professoren werden diese dann ebenfalls auf Wohnungssuche gehen.

Gefragt ist neben der Innenstadt vor allem der Nachbarort Neusäß, heute schon aufgrund seiner Nähe zum Klinikum bevorzugtes Wohngebiet für Mediziner. Hier werden die Preise weiter steigen, sind sich alle Marktexperten sicher. Trotz mehrerer Bauprojekte in der Innenstadt und des Großprojekts Beethoven ­Park in Neusäß mit 250 Wohneinheiten kann der Markt die Nachfrage nicht decken. Projektentwickler liebäugeln deshalb mit einer Ausweitung des Geschosswohnungsbaus in die Höhe, doch bei diesem Thema geben sich die sonst aufgeschlossenen Stadtväter eher zugeknöpft – bisher.

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Ulrike Eschenbecher

ist freie Journalistin und Autorin