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EIN ACHTEL FINCA, BITTE! Die Idee des Sharings: Nur so viel Ferienimmobilie kaufen, wie man auch wirklich nutzt | Illustration: Tobias Rieger

Ein Reetdachhaus auf Sylt, eine Finca auf Mallorca, ein Landhaus in Italiens Toskana oder in Frankreichs Provence, ein Chalet in den Alpen – davon träumen viele, leisten können es sich leider nur vergleichsweise wenige. Nicht bei den Preisen, die mittlerweile für Ferienimmobilien in den beliebten Urlaubsregionen am Meer oder in den Bergen aufgerufen werden. Selbst wenn man solch ein Domizil sein Eigen nennt, nutzt man es wirklich intensiv? Auch wenn die Besitzer hier drei schöne Monate verbringen – die anderen 40 Wochen des Jahres steht es leer. Lohnt sich das?

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Beispielsimmobilie Renovierte Villa in Südfrankreich aus einem „Grande“-Verband

21-5 21 Familien teilen sich 5 Immobilien

Konzept 21-5 bringt 21 Familien und Einzelpersonen zusammen, gründet einen Verband, kauft fünf Traumimmobilien an beliebten Standorten, renoviert sie und stattet sie aus. Sind die Immobilien beziehbar, fungiert 21-5 als Verwalter des Verbands und kümmert sich um alle Belange.

Unternehmen Der Pionier: 21-5 wurde schon 2008 von Laila und Anders Køj in Dänemark gegründet, hat 130 Mitarbeiter und mit rund 1000 Familien bereits über 50 Eigentümerverbände realisiert. In Deutschland ist 21-5 seit 2021 aktiv.

Angebot Der Käufer erwirbt 1/21-Anteil an 5 Immobilien, die er 12 Wochen und mehr im Jahr nutzen kann. Zwei Kategorien: Large (Eigentumsanteil 395.000 Euro, Monatskosten 675 Euro), Grande (Anteil 775.000 Euro, Monatskosten 895 Euro).

Kontakt www.21-5.de

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Beispielsimmobilie Das Landhaus im Piemont gehört zur MH01- Owners-Association

MYHOMES Fünf geteilte Luxusdomizile

Konzept 29 Familien erwerben gemeinsam fünf Ferienimmobilien in beliebten Feriendestinationen Europas und können die Immobilien rund zwei Monate im Jahr nutzen. Belegung, Verwaltung und Pflege übernimmt MyHomes. Alle Immobilien werden sorgfältig ausgewählt und komplett eingerichtet.

Unternehmen MyHomes wurde 2015 in Dänemark von Finn Christensen gegründet. Miteigentümer sind zudem Rikke Skouboe und fünf private Investoren. Bislang wurden rund 300 Familien für das Sharing-Konzept gewonnen.

Angebot Derzeit sind drei Verbände im Angebot. Zwei Assoziationen mit 5 Immobilien für 29 Familien in den Alpen und Südeuropa für rund 180.000 Euro je Anteil sowie eine Special Edition mit 4 Immobilien für 16 Familien für 425.000 Euro.

Kontakt www.myhomes.dk


Warum eine ganze Kuh kaufen?

Vor 30, 40 Jahren war Timesharing en vogue. Das Prinzip wurde damals durch eine einfache Frage plausibel erklärt: „Warum eine Kuh kaufen, wenn du nur ein Steak willst?“ Besonders auf den kanarischen Inseln waren diese Geschäftsmodelle extrem beliebt. Mit teils fragwürdigen Verkaufsmethoden wurden Wohnungen wochenweise verkauft. Dafür erwarb der Käufer das Recht, für viele Jahrzehnte in einem bestimmten Ferienapartment in einer bestimmten Kalenderwoche Urlaub zu machen. In der Hochsaison kostete eine Woche zum Beispiel 12.000 D-Mark, in der Nebensaison noch 8.000 D-Mark. Die Apartments lagen in der Regel in gepflegten Anlagen, waren hübsch eingerichtet und dekoriert. Dennoch: Wenn der Großteil der Wochen verkauft war, hatten vor allem die Strukturvertriebler ein gutes Geschäft gemacht. Sie kauften eine Wohnung für den damaligen Marktwert von 200.000 D-Mark ein und verkauften sie mit ihrer Salami-Taktik für eine halbe Million. Am Ende zahlten oft die Käufer, die nicht einmal Eigentümer, sondern nur Nutzer der Immobilie waren, die Zeche, mussten Nebenkosten und Renovierungsanteile für unverkaufte Wochen oder Nichtzahler übernehmen, weil sonst der Fahrstuhl nicht repariert oder der Pool nicht mehr gereinigt wurde. So geriet eine im Prinzip interessante Idee des Teilens über die Jahre arg in Verruf.

Als eines der wenigen Unternehmen, dass mit einem Sharing-Konzept seit Jahrzehnten erfolgreich ist, gilt die Schweizer Hapimag AG. Die 1963 als Hotel- und Apartmenthaus Immobilien AG gegründete Aktiengesellschaft ist die Pionierin des Sharing-Business. Hapimag besitzt Ferienwohnungen an beliebten Destinationen, die von ihren Aktionären (derzeit rund 120.000 Anteilseigner, circa 230.000 Aktien) flexibel genutzt werden können. Der Hapimag AG gehören rund 5.000 Ferienwohnungen in 56 Resorts in 16 europäischen Ländern. Der Preis für eine Aktie liegt derzeit bei 312 Euro, sie wird pro Jahr mit 60 Punkten gleichgesetzt. Nach einem Punktesystem können die Aktionäre ihre Aufenthalte buchen. Vor Ort entstehen dann noch Betriebs- und Nebenkosten.

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Beispielsimmobilie Chalet in Chamonix in den Alpen, 330.000 Euro für 1/8-Anteil

LAZAZU Newcomer aus Frankreich

Konzept Eigentümer kaufen zwischen 1/8 und 4/8 einer Ferienimmobilie, die über ein lokal eingetragenes Unternehmen gehalten und von Lazazu gemanagt wird. 1/8-Aktie bietet im Jahr 45 Tage Zugang inklusive Nutzung während der Hochsaison. Alle laufenden Kosten werden anteilig geteilt.

Unternehmen Lazazu wurde 2021 gegründet und Anfang 2022 auf den Markt gebracht. André Berger, Valerie Naumann und Augustin Müller hatten bereits zuvor an mehreren Miteigentümerhäusern gearbeitet. Ihr Unternehmen ist eigenfinanziert.

Angebot Derzeit hat Lazazu rund 35 Immobilien in Frankreich, Italien, auf Mallorca und Ibiza im Angebot. Der günstigste 1/8-Anteil liegt bei 163.000 Euro für ein Dorfhaus in der Provence, der teuerste bei 1,7 Millionen für eine Villa in Cannes.

Kontakt www.lazazu.com

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Beispielsimmobilie Moderne Villa in Marbella, 788.668 Euro für 1/8-Anteil

PACASO Startup von US-Internet-Profis

Konzept Minumum 1/8-Anteil je Eigentümer, nach Ankauf Management und Pflege, Auswahl von komplett eingerichteten und ausgestatteten Immobilien an 40 Standorten vor allem in den USA, zunehmend auch in Mexiko, Spanien und Großbritannien.

Unternehmen Pacaso wurde im September 2020 von Austin Allison und Spencer Rascoff gegründet. Beide hatten zuvor als Founder sehr erfolgreich innovative US-Proptech-Unternehmen (Zillow, Dotloop) entwickelt.

Angebot Der Käufer erwirbt ab 1/8 einer Immobilie, die zu 100 Prozent allen Investoren gehört. Das Angebot beginnt bei 284.000 Euro für 1/8-Hausanteil in Palm Springs und endet bei 2,5 Millionen für 1/8 einer Villa in Malibu oder Aspen.

Kontakt www.pacaso.com

Start-ups erobern den Markt

In den letzten zwei Jahren stürmen zunehmend deutsche und internationale Unternehmen auf den Markt, die eine neue und faire Art des Immobilienteilens propagieren. Fractional Ownership (übersetzt: Teileigentum) oder Co-Ownership (Miteigentum) heißt ihre Devise. Wir haben bei unseren Recherchen acht Unternehmen ausgemacht, die, teilweise mit üppigen Investorengeldern ausgestattet, jetzt den deutschsprachigen Sharing-Markt erobern möchten.

Im Prinzip gibt es zwei Konzepte. Die Unternehmen Everomes, Lazazu, Myne, konkreten Immobilien an. Meist stilvoll eingerichtete und ausgestattete Villen, Häuser und Wohnungen in den eingangs genannten begehrten Ferienregionen. Ein Achtel- Anteil ist Minimum, vier Achtel Maximum. Die Preise beginnen bei 160.000 Euro für ein Achtel Reetdachhaus auf Usedom und enden beim zehnfachen und mehr für einen Anteil einer Villa an der Côte d’Azur.

Ein etwas anderes Konzept verfolgen die dänischen Unternehmen 21-5 (seit 2008 aktiv, gilt als Erfinder der Idee) und MyHomes sowie die britische Firma August. Hier erwirbt der Käufer nicht achtelweise Eigentum an einer Immobilie, sondern jeweils 1/21-Eigentum an gleich fünf Feriendomizilen, beziehungsweise bei MyHomes 1/29 an fünf Immobilien. Etwas erklärungsbeürftig, aber durchaus interessant und vor allem in Skandinavien schon seit Jahren bewährt und auch recht erfolgreich.

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Beispielsimmobilie Villa in Südfrankreich, gehört zur Signature Collection

AUGUST Zwei Sharing-Modelle aus UK

Konzept Das britische Unternehmen August bietet gleich zwei Sharing-Modelle. Erstens: 21 Familien teilen sich fünf Ferienimmobilien, z. B. an der Côte d’Azur, in der Toskana, auf Mallorca, in den Alpen und in Englands Cotswolds. Zweitens: Einige Immobilien sind auch als 1/8-Anteile erwerbbar. Nebenkosten und Management-Fees werden geteilt.

Unternehmen Das Unternehmen wurde 2019 von Melie Dunod and Nico Wazenig in London gegründet. Zu den Investoren gehört u. a. der Gründer der Website Trustpilot.

Angebot Drei August Collections stehen zur Wahl: Premium (590.000 Euro für 1/21-Anteil), Signature (365.000 Euro) und City (Stadtwohnungen, 220.000 Euro). Außerdem 1/8-Anteile an Immobilien in Südfrankreich und im Skiort Méribel.

Kontakt www.augustcollection.co.uk

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Beispielsimmobilie Villa im Südwesten Mallorcas, 325.800 Euro für 1/8-Anteil

VILLACIRCLE Villen von Sylt bis Teneriffa

Konzept Eigentümer können sich zu einem Achtel, einem Viertel oder zur Hälfte an einer schlüsselfertigen und komplett eingerichteten Immobilie beteiligen, die von VillaCircle gemanagt wird. Eine App informiert über Aufenthaltsplanung, Nebenkosten, Gesellschafterversammlungen etc.

Unternehmen VillaCircle wurde im April 2021 in Düsseldorf von Jean-Pierre Fumagalli und Roland Schaber gegründet. Zu den Investoren zählt u. a. der Internet-Entrepreneur Thomas Falk.

Angebot Momentan hat VillaCircle 22 Immobilien an Nordund Ostsee, auf Mallorca, Ibiza, Teneriffa, in Marbella, an der Côte d’Azur und in den Alpen im Angebot. Das Portfolio reicht von 124.000 Euro für 1/8-Penthouse an der Ostsee bis 712.000 Euro für 1/8 Neubauvilla auf Mallorca.

Kontakt www.villacircle.com

Reservierungs-App und Concierge-Service

Alle Marktteilnehmer betonen, dass beim „Managed Co-Ownership“ der Anteilseigner eingetragener Mitbesitzer der Immobilie ist, also auch von künftigen Wertsteigerungen profitiert. Wer wann die Immobilie nutzt, regelt ein Buchungssystem, über den Belegungsplan und die Reservierung informiert eine App. Die Eigentümer werden als Besitzer eingetragen und können die Immobilie in der Regel an 45 Tagen im Jahr nutzen. Meist enthält der Preis alles Kaufnebenkosten. Hinzu kommen noch monatliche Kosten für Verwaltung, Versicherung, Betrieb, Pflege und Reparaturen. Gemanagt wird die Immobilie nach dem Kauf vom Anbieter. „Sie genießen Ihren Urlaub, den Rest machen wir“, wird versprochen.

Co-Ownership kann ein zeitgemäßer Weg zur schönen Ferienimmobilie sein. Solange alles gut geht und sich alle vertragen. Noch gibt es zu wenig Erkenntisse und keinen nennenswerten Zweitmarkt für Teileigentum. Was passiert, wenn ein Anbieter nach einer Zeit aufgibt? Wer kümmert sich dann um die Immobilie? Was ist, wenn ein Miteigentümer seinen Anteil verkaufen will oder die Monats- Fee oder Reparaturen nicht mehr zahlen kann? Gehen alle gleichermaßen pflegsam mit dem Gemeinschaftseigentum um? Darf man vermieten, wenn man die Immobilie nicht nutzen kann? Viele Fragen sind noch offen, eben weil es bei den meisten Marktteilnehmern noch keine oder kaum Erfahrungswerte gibt. Man darf gespannt sein, wie sich diese junge Branche entwickelt, welches Konzept, welche Unternehmen sich durchsetzen werden und wer auf Dauer die attraktivsImmobilien bietet.

Im Prinzip ist Teilen eine durchaus sinnvolle und nachhaltige Sache, nicht nur bei Verkehrsmitteln, sondern auch bei Ferienimmobilien. Auf den nächsten beiden Seiten stellen wir die Köpfe und Konzepte der neuen Firmen im Einzelnen vor.

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Beispielsimmobilie Strandwohnung in Alcúdia, Mallorca, 1/8- Anteil 269.000 Euro

MYNE Angebote von Rügen bis Teneriffa

Konzept Zwei bis acht Familien, Singles oder Paare werden eingetragene Eigentümer einer für die ganzjährige Nutzung ausgestatteten und eingerichteten Ferienimmobilie. Alle laufenden Kosten und Management-Fees werden anteilig geteilt. Myne übernimmt Verwaltung und Pflege.

Unternehmen Myne wurde Anfang 2021 in Berlin von Fabian Löhmer und Nikolaus Thomale gegründet. Zu den Investoren zählen einige namhafte Family Offices und Fonds.

Angebot Auf der Myne-Homepage werden rund zwei Dutzend Immobilien an Nord- und Ostsee, auf den Balearen und Kanaren, in Österreich, Portugal, Frankreich und Italien präsentiert. Es beginnt bei 149.000 Euro für 1/8-Wohnung auf Rügen und endet bei 399.000 Euro für 1/8-Villa in Marbella.

Kontakt www.myne-homes.de

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Beispielsimmobilie Ski-Chalet in Kitzbühel, 904.000 Euro für 1/8-Anteil

EVEROMES Umfangreiches Angebot

Konzept 2 bis 8 Miteigentümer erhalten ein verbrieftes Eigentumsrecht an einer Holdinggesellschaft (Eigentümerin der Immobilie) und damit direkt an ihrem Ferienhaus. Everomes übernimmt das komplette Management.

Unternehmen Everomes wurde Ende 2021 in Bayern von Philipp Magin und Ronny Lange als Ausgründung der auf Immobilien spezialisierten Sublime Group ins Leben gerufen.

Angebot Derzeit vermarktet Everomes 43 Ferienimmobilien im Süden Europas. Das Angebot beginnt bei 200.000 Euro für 1/8-Anteil eines Trullo in Apulien und endet bei 2,3 Millionen Euro für 1/8-Anteil einer Luxusvilla auf Ibiza. 1/8 entspricht 45 Tagen Nutzung/Jahr. Für Pflege, Management und Betrieb der Immobilie erhebt Everomes eine monatliche Pauschale.

Kontakt www.everomes.com


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Claus-Peter Haller

ist Herausgeber von BELLEVUE.

BEL 05/22