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Emmanuel Thomas, Geschäftsführer Concept Bau | Foto: Contept Bau

Als das Unternehmen 1982 gegründet wurde, wählte man Helmut Kohl nach konstruktivem Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt zum Bundeskanzler, Deutschland verlor das Fußball-WM-Finale, und der erste Commodore-64-Computer kam auf den Markt. Also ganz andere Zeiten.

BELLEVUE: Wie präsentierte sich der Bauträgermarkt Anfang der 1980er-Jahre?

Emmanuel Thomas: Im Wesentlichen muss sich ein Bauträger heute denselben Herausforderungen stellen wie vor 40 Jahren, zum Beispiel der Grundstücksakquise, dem qualitätsbewussten Bau zu einem marktgerechten Preis und dem Vertrieb. Nur haben sich diese Herausforderungen heute durch höheren Wettbewerbsdruck und die allgemeine Wirtschaftslage weiter verschärft. Durch das Internet sind die Kunden heute viel besser informiert über die Projekte und kommen sehr gut vorbereitet in die Gespräche, was gut ist.

Wie kann man sich das „Start-up“ von damals vorstellen?

Ich selbst war bei der Gründung nicht dabei, aber was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass es schon damals unser Anspruch war, das Stadtbild mit schöner Architektur langfristig zu prägen. Wir waren uns dessen bestimmt bewusst. Heute sogar noch mehr, in einer Zeit, in der die ökologische Komponente relevanter ist.

Welche ersten Projekte hat Concept Bau realisiert und wo sind diese entstanden?

Das erste Projekt als Bauträger war die „Wohnanlage Gern“ mit 90 Wohneinheiten. Danach kam das Projekt „Hansapark“ am Westpark mit 154 Einheiten – wir haben uns schon damals zentrale Lagen ausgesucht.

Können Sie etwas zu Bauweise und Preisen sagen?

Wir achten seit Jahren darauf, mit bekannten Architekturbüros neue Akzente bei Immobilienneubauten zu setzen. Concept Bau ist immer bestrebt, in der Architektur innovative Wege zu gehen, durch besondere Architekturformen zu überzeugen und auch den Kontrast zu historischen Formen nicht zu scheuen. So ist auch die Lage oft ein wesentliches Merkmal für das Finden der geeigneten Architektursprache. In den 1990er-Jahren wurde noch versucht, mit der Architektur ein besonderes Flair einzufangen, im Falle des Projekts Nymphenburger Ambiente zum Beispiel ein mediterranes Flair, das sich an der Farb- und Formensprache ablesen lässt. Im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte lässt sich klar ein Trend des Wandels hin zur modernen, klaren und funktionalen Formensprache erkennen. Hier werden Vorbilder aus der Bauhaus-Ära aufgenommen, gewandelt und dem Bild unserer Zeit angepasst.

Welches waren die wichtigen Meilensteine oder Projekte der vergangenen 40 Jahre?

Es gibt ein paar Projekte, die haben es mir besonders angetan: Für die Isargärten in Thalkirchen beispielsweise haben wir eine futuristische Architektur gefunden. Die ist richtig spektakulär! Bei unserem Projekt am Bavariaring wiederum haben wir uns dezent in ein edles, denkmalgeschütztes Umfeld eingefügt und dennoch eigene Akzente gesetzt. Das war eine sehr interessante Aufgabe. Das Projekt erinnert mich an die Pyramide du Louvre in Paris, die sich mit moderner Form und Materialien in die historische Haussmann-Architektur elegant und diskret integriert. Wir sind besonders stolz auf diese beiden Projekte – und unsere Kunden auch.

Gab es auch Rückschläge oder Krisen?

Krisen hat es schon immer gegeben und wird es immer geben. Seien es die Finanzkrise 2009 oder die aktuellen Herausforderungen wie die Pandemie und der Ukraine- Krieg. Krisen zwingen uns, neue Ideen schneller umzusetzen. Ein Beispiel dafür ist die Diversität der Energiequellen. Wie können wir es schaffen, uns nicht von nur einer Energieart abhängig zu machen? Hier sind alternative Heizarten wie beispielsweise Geothermie in die Praxis umzusetzen.

Welche signifikanten Unterschiede gibt es heute in München gegenüber 1982?

Speziell für München ist natürlich ein signifikanter Unterschied die Preissteigerung auf dem Markt. Die Preise für eine Wohnung haben sich im Vergleich zu den 1980er-Jahren verdrei- bis vervierfacht. Zudem wird es immer schwieriger, bebaubare Grundstücke zu finden. Viele Eigentümer sehen den ständigen Trend nach oben und haben keine Eile, sich von den Grundstücken zu trennen, obwohl durch den anhaltenden Zuzug nach München dringend Wohnraum benötigt wird. Zudem sind die Baukosten stark gestiegen, verursacht durch die neue DINNorm mit Blick auf nachhaltiges Bauen.

Wie sieht Ihrer Ansicht nach die Zukunft des Bauens in Ihrem Segment aus?

Bei Concept Bau haben wir die großen Trends erkannt: Wir wollen umweltfreundlich bauen, möglichst klimaneutral, setzen auf eine karbonarme Zukunft beim Wohnungsbau. Wir haben großes Interesse an neuen Technologien, beschäftigen uns mit der Hybrid-Bauweise aus Holz und Beton. Wer im Markt bestehen will, muss sich stetig weiterentwickeln!

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Sven Heinen

ist Redaktionsleiter bei BELLEVUE.
Tel.: 040-593 625 040

BEL 04/22