1_GalImg2845.jpg
TRAUMSTRÄNDE Die beiden Buchten von Macarella im Südwesten der Insel locken mit weißem Sand und türkisem Wasser | Foto: Fundació Foment del Turisme de Menorca

Es ist das andere Gesicht der Balearen. Menorca hat eine Fangemeinde, die vom Trubel und medialen Rampenlicht der größeren Schwester Mallorca meist wenig hält. Die Insel profitiert davon, dass sie erst relativ spät für den Tourismus entdeckt wurde und sich hier ein zeitgemäßeres, nachhaltigeres Urlaubsmodell entwickeln konnte. Sie ist ein idyllischer Rückzugsort, der bereits seit 1993 das Gütesiegel „Biosphärenreservat“ trägt – 43 Prozent der Fläche sind geschützt.

Menorca ist Mittelmeer für Puristen: keine Partyzonen, wenige Hotelbauten und mit Ciutadella und Maó zwei malerische Hauptorte, deren Einwohnerzahl nur Kleinstadtniveau erreicht. Attraktionen sind die 90 Strände und Calas mit dem türkisfarbenen Wasser. Oder der rund um die Insel verlaufende und 185 Kilometer lange „Camí de Cavalls“ (Pferdeweg), wo sich Wanderer, Mountainbiker und Laufsportler ein Stelldichein geben.

Auch kulinarisch kann man punkten, zu entdecken gibt es eine authentische mediterrane Gastronomie. Wer auf Menorca eine Ferienimmobilie kauft, entscheidet sich für Natur und Ruhe mit vielen Möglichkeiten zum Aktivurlaub zwischen Land und Wasser.

Der Markt zieht an

Exakt 1.929 Verkäufe von frei finanzierten Wohnimmobilien registrierte Menorca im Jahr 2021 laut den Erhebungen des Transportministeriums in Madrid. Auf Mallorca gab es im gleichen Zeitraum 13.677 solcher Transaktionen. Das heißt umgerechnet: 78 Prozent des Immobiliengeschäfts der Balearen wird auf Mallorca gemacht, auf Menorca sowie auf Ibiza und Formentera entfallen jeweils elf Prozent.

Diese aktuellen Zahlen Menorcas weisen allerdings einen Aufwärtstrend aus. Nach Rückgängen der Verkäufe im Pandemiejahr 2020 (minus 25 Prozent) gab es 2021 eine kräftige Erholung mit einem Plus von 55 Prozent im Vergleich zu 2020. Gegenüber 2019 lagen die Verkaufszahlen immerhin um 17 Prozent höher. Aus der sich verstärkenden Nachfrage ergibt sich durchaus Wertsteigerungspotential.

Die Hauptkäuferschaft sind Spanier vom Festland. Seit etwa drei Jahren ist Menorca besonders auch bei der Oberklasse mit großem Vermögen en vogue, die in absolute Top-Objekte investiert. Unter den ausländischen Käufern gewinnen die Franzosen schon seit acht Jahren immer mehr an Gewicht. Die einst so dominierenden Briten halten sich seit dem Brexit-Referendum 2016 merklich zurück und liegen hinter den Franzosen an zweiter Stelle, gefolgt von Deutschen und Italienern.  

Gemäßigtes Preisniveau

Die Balearen gehören zu den teuersten Regionen für den Hauskauf in Spanien. Im Vergleich zu Mallorca, Ibiza und Formentera kann man Menorca allerdings als günstig bezeichnen, und der Ferienimmobilienmarkt bietet Vielfalt. Die Preistendenz zeigt aktuell leicht nach oben. So ist in den Städten Ciutadella und Maó der durchschnittliche Angebotspreis pro Quadratmeter zwischen März 2021 und März 2022 um etwa acht Prozent gestiegen.

Dieser moderate Aufwärtstrend lässt sich schon seit einigen Jahren beobachten. Schon 2017 war das Preisniveau wieder so hoch wie vor der Finanzkrise von 2008. Insgesamt ist Menorca ein solider Markt mit deutlich geringeren Preisschwankungen als anderswo in Spanien. Die attraktiven Lagen verteilen sich entlang der gesamten Küste. Rund ein Drittel der Immobilienkäufe werden im Gemeindegebiet von Ciutadella abgewickelt.

Küstennahe Apartments liegen in der Regel zwischen 150.000 und 400.000 Euro. Hochwertige Apartments an der Cala Biniancolla (Südosten/Sant Lluis) und in erster Linie am Naturhafen von Maó können diese Summen allerdings deutlich übersteigen. Ansonsten werden Interessenten in diesem Segment vor allem in Ciutadella (Cala en Blanes, Cala en Bosc, Stadtkern), in Sant Lluis, Maó und Es Mercadal fündig.

Dorf- und Stadthäuser kosten meist zwischen 200.000 und 400.000 Euro. In Ferreries findet man noch günstigere Objekte, während in Ciutadella und Maó sehr gute Stadthäuser über 700.000 Euro liegen.

Gute Angebote im High-End-Segment

Gefragt bei ausländischen Immobilienkäufern sind vor allem Küstenvillen mit Meerblick und Landhäuser. Angebote sind aber rar. Freie Parzellen in der ersten Reihe am Meer gibt es wegen des strikten Naturschutzes nicht mehr. Es gibt Grundstücke, die in den Siedlungsgebieten stehen und schon bebaut sind – Abriss und Neubau sind hier manchmal eine Option. Überdurchschnittliche Preissprünge verzeichnen daher echte Trophy-Immobilien. Bei Angeboten mit veröffentlichten Verkaufspreisen werden zweistellige Millionenbeträge nicht erreicht. Es gibt aber Verkäufer, die 10 bis 15 Millionen Euro anstreben und ihr Objekt mit „Preis auf Anfrage“ anbieten.  

Landgüter erzielen Preise zwischen einer und sechs Millionen Euro. Der größte Teil der frei stehenden Häuser ist im Preissegment zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Euro angesiedelt. Bei spektakulären Villen werden 2,5 bis 7,5 Millionen Euro aufgerufen. Topadressen direkt an der Küste sind besonders die Siedlungsgebiete an einigen Calas im Gemeindegebiet von Ciutadella wie Cala Morell, Cala Blanca, Cala en Bosc/Son Xoriguer. Im Osten gelten die Südküste der Gemeinde Sant Lluis, die Zone Cala Llonga/Sa Mesquida nördlich des Naturhafens von Maó sowie die Urbanisation Serra Morena nordwestlich von Maós Ortskern als absolute Bestlagen.
 
Beim Baustil setzt die Insel sowohl auf minimalistische Moderne als auch auf traditionell Menorquinisches. Zu Letzterem gehören häufig eine quadratische Architektur, dicke Wände aus Sandstein, Südausrichtung und Oleasterholz. Weiß oder Ocker sind die Farben der Wahl für die Fassaden typischer Häuser auf Menorca.

Steckbrief Menorca

Größe 701 Quadratkilometer, zweitgrößte Insel der Balearen nach Mallorca. Küstenlinie circa 216 Kilometer, Länge der Insel bis 53 Kilometer, Breite bis zu 19,5 Kilometer

Landschaft Eher flach mit sanften Hügeln, Weiden, Natursteinmauern und Wäldern aus Pinien und Aleppokiefern. Höchster Berg: 357 Meter. An der Nordküste bizarre Felsen und tief ins Innere reichende Buchten. Im Süden kleine Buchten und viele Strände. Insgesamt gibt es 90 Strände und Calas.

Klima Typisch mediterran mit heißen, trockenen Sommern und milden Wintern. Durchschnittstemperatur im Juli/August bei 25 Grad, sehr selten über 34 Grad Celsius. Im Januar/Februar bei 11 Grad. Etwa 7 bis 8 Regentage pro Monat im Herbst und Winter

Einwohner 95.936. Größte Städte: Ciutadella/30.600, Maó/29.600 (Daten für 2021)

Sprache Katalanisch und Spanisch

Politik und Verwaltung Menorca gehört zur autonomen Region „Islas Baleares“ innerhalb Spaniens, das seit 1986 EU-Mitglied ist und zur Euro-Zone gehört. Regionalparlament und -regierung (Govern Balear) haben ihren Sitz in Palma de Mallorca. Menorca hat eine Inselverwaltung (Consell Insular) und ist in acht Gemeinden aufgeteilt.

Wirtschaft und Tourismus Die Insel besitzt keine nennenswerten Energie- und Rohstoffquellen. Haupteinnahmequelle ist der Tourismus – auch weil viele Industriebetriebe und Dienstleistungen etwa im Bereich Bauen, Lebensmittel, Einzelhandel direkt vom Tourismus abhängen. Die Saison geht vom 1. Mai bis zum 31. Oktober. Das Volumen der Exporte Menorcas (Schuhe, Modeschmuck, Agrarprodukte) liegt deutlich unter dem der Importe. Bruttoinlandsprodukt in 2020 auf den Balearen pro Kopf: 22.048 Euro (zum Vergleich: Madrid als reichste Region Spaniens 32.048 Euro, Deutschland 40.494 Euro)


Strände, Sport und eine idyllische Szenerie

Küstenlagen und Landhäuser sind auf der zweitgrößten Baleareninsel besonders gefragt. Die Preise sind deutlich niedriger als auf Mallorca

 Menorca_Lagen_210x140.jpg
Grafik: Jochen Schäfers/Yamori
 Preise.jpg

gpp_portrait_sw.jpg

Dr. Gerald Paschen

ist Politikwissenschaftler und Spezialist für die internationalen Immobilienmärkte