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PANORAMA Der Blick über die Weser auf die historischen Schiffe sowie die Schlachte – eine maritime Gastromeile | Foto: iStock.com/querbeet

Zugegeben, wirklich überraschend ist es nicht, aber auch in Bremen war das Jahr 2021 von steigenden Umsätzen, Preisen und sogar einer leicht steigenden Zahl von Kaufverträgen geprägt. Das geht zumindest aus dem Bericht des Gutachterausschusses in der Hansestadt hervor, bei dem alle Kaufverträge zusammenlaufen. Im Gegensatz zu Angebotspreisen und Preiseinschätzungen sieht man hier wirklich konkret erzielte Kaufpreise. Der Nachteil: Es sind die Zahlen des Vorjahres, und angesichts von Krieg, Zinssteigerungen, Inflation und Lieferengpässen im Bau sieht die aktuelle Situation schon etwas anders aus.

Grundsätzliche Marktlage

Vergleicht man das Preisniveau im kleinsten Bundesland der Republik mit dem anderer deutscher Großstädte, kommt der geneigte Immobilieninteressent ins Schwärmen. Frei stehende Ein- und Zweifamilienhäuser haben sich im vergangenen Jahr zwar um 15,7 Prozent verteuert, liegen aber durchschnittlich gerade einmal bei 434.000 Euro. Und Neubau-Eigentumswohnungen liegen mit 5.090 Euro pro Quadratmeter im Schnitt zwar auch gut zehn Prozent über dem Wert von 2020, doch wer Münchner oder Hamburger Preise gewohnt ist, wird es so sehen wie ein Experte: „Bremen lag jahrzehntelag im Dornröschenschlaf, und selbst jetzt sind die Kaufpreise in der Stadt verhältnismäßig günstig.“

Bremer Besonderheit

Wer sich mit dem Immobilienmarkt an der Weser beschäftigt, dem wird sofort die hohe Quote an Eigentümern auffallen. Rund 38 Prozent der Bremer leben in den eigenen vier Wänden. Zum Vergleich: In Stuttgart liegt die Eigentumsquote gerade mal bei 32 Prozent, in Hamburg bei 24 Prozent und in Berlin sogar nur bei rund 17,5 Prozent. Grund hierfür sind die Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Bremer Häuser, die kompakt und zumeist als Einfamilienhaus konzipiert, den Einstieg ins Eigentum erleichtern sollten. Ganz so, wie es auch in Großbritannien durchgeführt wurde. „Mietskasernen“, wie man sie zum Beispiel in Hamburg oder München flächendeckend errichtete, waren in Bremen verboten. Auch heute sind diese typischen Häuser – mittlerweile zum großen Teil denkmalgeschützt – begehrt und mitunter echte Hingucker.

Eine Frage der Lage

Der begehrteste Standort Bremens ist Schwachhausen. In der Nähe des Bürgerparks und im Geteviertel sind Stadthäuser, Villen, aber auch repräsentative Eigentumswohnungen in gewachsener und grüner Lage das Maß aller Dinge. Südlich schließt sich die Östliche Vorstadt mit dem Stadtviertel Petershausen an, das bis zur Weser reicht. Eine weitere Topadresse ist Oberneuland an der östlichen Stadtgrenze Bremens. Auch dort ist es grün und ruhig – manch einem jedoch zu ruhig. Aufgrund der sehr großen Grundstücke und der fehlenden Infrastruktur ist dieser Standort zuletzt etwas ins Hintertreffen geraten, was die Nachfrage angeht. Verstärkt im Mittelpunkt des Interesses steht seit einiger Zeit die Überseestadt, in der direkt am Wasser eine gelungene Mischung aus Wohnen (auch öffentlich gefördert), Leben und Arbeiten entstanden ist. Eine richtige kleine Stadt in der Stadt.

Als kommende Lagen oder Trendstadtteile können Horn-Lehe, Woltmershausen und Rablinghausen genannt werden. Während Horn-Lehe fast schon etabliert ist, verspricht man sich in Woltmershausen vor allem von der Entwicklung des Tabakquartiers eine Menge. Besonders für Familien seien diese Standorte ideal, wird berichtet.

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GUTE BEKANNTE Die Bremer Stadtmusikanten sind eines der Aushängeschilder der Metropole | Foto: Bremer Touristikzentrale

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GELUNGENE NEUENTWICKLUNG Vor einigen Jahren wurde die Überseestadt nördlich der Altstadt entwickelt. Das Quartier an der Weser ist beliebt und auch wohntechnisch sehr gefragt | Foto: Bremer Touristik Zentrale

Stimmung ist „euphoriegebremst“

Dass auch an der Weser die momentane Situation nicht spurlos vorübergegangen ist, berichten alle Experten. Der Preis-Peak sei Ende des letzten Jahres ganz offensichtlich erreicht gewesen, heißt es – von Ausnahmen mal abgesehen. Doch eines wird im Gespräch schnell klar: Bis zum Ausbruch des Ukrainekriegs und den kräftigen Zinsanstiegen war die Nachfrage top. Aktuell ist es eher „euphoriegebremst“, wie es ein Makler treffend ausdrückt. In vielen Segmenten stagniert die Nachfrage, vor allem dort, wo finanziert werden muss. Das gilt für selbst genutzte Objekte, aber gerade auch für Anlageimmobilien.

Dennoch darf man eines nicht vergessen: Im Vergleich zu anderen Metropolen ist das Verhältnis von Kaufpreis und Miete gut rechenbar. Selbst in mittleren Lagen kann man für Faktoren von unter 20-fach investieren. Nicht schlecht für einen Einstieg in Deutschlands elftgrößte Stadt.

Das Umland lockt auch hier

Trotzdem ist auch in Bremen das Umland für viele Immobilieninteressenten sehr verlockend. Bei guter Infrastruktur vor Ort und passender Anbindung bekommt man im Speckgürtel der Stadt wirklich noch günstige Immobilien – zum Teil sogar deutlich unter einer halben Million Euro. Die gefragtesten Lagen in der direkten Peripherie sind Ritterhude, Osterholz-Scharmbeck sowie Lilienthal im Nordosten und Stuhr, Weyhe, Oyten und Achim an der südlichen Stadtgrenze. Wenig verwunderlich: Was zählt, ist die schnelle Erreichbarkeit der Großstadt – Homeoffice hin, Landlust her.

Gesamtfazit

Die Hansestadt an der Weser fliegt für viele Immobilieninteressenten unter dem Radar. Dabei hat sie eine Menge zu bieten. Dazu gehören nicht zuletzt auch die Nähe zum Meer und das Potential in Sachen Wertentwicklung.

„Das Preisniveau in Bremen ist im Vergleich zu anderen Großstädten moderat. Gerade für Anleger bietet die Stadt gute Einstiegschancen.“

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Andreas Rosenbuch

Rosenbusch Immobilien

„Aktuell sehen wir eine sich konsolidierende und gedämpfte Nachfrage im breiten Spektrum. Ausnahmen sind besondere und rare Objekte.“

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Sascha Gay

BONUM Immobilien

„‚Dorf mit Straßenbahn‘ nennt man Bremen gern wegen seiner Überschaubarkeit. Und das macht auch das besondere Flair der Stadt aus.“

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Tobias Lachmann

KENSINGTON Bremen

„In Bremen laufen Stadtgebiete mit hoher Nachfrage und Stadtteile mit geringer Nachfrage ineinander über. Ein Beispiel dafür ist Walle.“

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Darius Schupp

McMakler Bremen

„Das Angebot an Immobilien nimmt zu. Dies führt unter anderem zu stagnierenden Preisen.“

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Christian Stephan

VON POLL IMMOBILIEN Bremen

Lagen und Preise

Besonders gefragt: die Mitte macht's
Die Nähe zum Zentrum und zur Weser stehen in Bremen auf der Wunschliste ganz oben. Die Weserstadt ist baulich wenig verdichtet und bietet im ganzen Stadtgebiet große Grün- und Freizeitflächen

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Grafik: Jochen Schäfers/Yamori

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Sven Heinen

ist Redaktionsleiter bei BELLEVUE.
Tel.: 040-593 625 040