Wieviel Immobilie kann ich mir leisten?
Die eigenen Mittel realistisch auf Herz und Nieren prüfen – das sollte bei der Planung eines Immobilienkaufs unbedingt an erster Stelle stehen

Nur wer realistisch und risikoarm kalkuliert, wird die eigene Wohnung oder das eigene Haus auch wirklich genießen können. Es gilt dabei einiges zu beachten. Die Finanzierung sollte gut berechnet sein, und mögliche Risiken sollten frühzeitig bedacht und ausgeschlossen werden. In zehn oder 20 Jahren kann schließlich viel passieren. Am Anfang steht der Kassensturz. Wie viel darf oder kann oder soll ich für eine Immobilie ausgeben? Welche Belastung kann ich mir realistisch leisten? Und was bedeutet das für die Immobilienauswahl?
Es gibt einige Faustregeln und Rechenexempel, die sich durchaus bewährt haben und die auf diesen Seiten ausführlicher erörtert werden.
Erste Grundregel: Seien Sie realistisch. Weder der Lottogewinn noch der erhoffte Geldsegen der Erbtante oder die seit Jahren fällige Gehaltserhöhung sollten in die Kalkulation einbezogen werden. Rechnen Sie mit dem, was Sie wirklich haben. Was zahlen Sie jetzt an Kaltmiete? Wie viel mehr Geld könnten Sie zusätzlich ausgeben? Als Faustregel gilt: Geben Sie ein Drittel, maximal die Hälfte Ihres monatlichen Nettoeinkommens fürs Wohnen aus – inklusive laufender Nebenkosten. Wenn man mehr als die Hälfte des Einkommens fürs Wohnen ausgibt, dreht sich alles nur noch ums Haus oder die Wohnung, und man hat keine Reserven mehr.
Zweite Regel: 20 Prozent Eigenkapital sollte man mit einbringen – durch Erspartes, Bausparvertrag, Lebensversicherung oder als Zuschuss von Eltern oder Großeltern. Ohne Sicherheiten und eigenes Geld hat man bei den Banken schlechte Karten.
Dritte Regel: Nebenkosten nicht vergessen! Makler, Notar, Grunderwerbsteuer – da kommen schnell sechs bis 15 Prozent Kosten zum Kaufpreis hinzu. Außerdem braucht man bei jeder Immobilie noch Geld für kleine oder größere Veränderungen oder Anschaffungen. Auch der Umzug und eventuell ein paar Monate Doppelbelastung aus alter Miete und neuem Darlehen kosten Geld.
Vierte Regel: Die laufenden monatlichen Nebenkosten für Strom, Heizung, Wasser, Versicherung, Müllabfuhr, TV, Telefon etc. nicht vergessen! Kalkulieren Sie für die laufenden Nebenkosten rund 2,50 bis drei Euro je Quadratmeter Wohnfläche und Monat. Weitere Preisexplosionen wie in letzter Zeit für Strom und Gas sind hier noch nicht mit eingerechnet.
Fünfte Regel: Planen Sie Ihre Finanzierung so, dass Sie – wenn möglich – mit Eintritt ins Rentenalter Ihre Immobilie abgezahlt haben. Dann haben Sie nur noch die laufenden Nebenkosten sowie Renovierungen und Reparaturen zu zahlen und sind unabhängig von Mieterhöhungen. Eine bessere Rente als das Wohnen in den eigenen vier Wänden gibt es nicht.
Sechste Regel: Auch wenn die Zinsen gestiegen sind, sollten Darlehensverträge immer noch so langfristig wie möglich abgeschlossen werden. Wenn die Bank mitmacht, über 15, 20 oder sogar mehr Jahre. Über die letzten 60 Jahre gesehen lag der durchschnittliche Zinssatz ungefähr bei 5,5 Prozent. Daher gilt die Faustregel: Bei unter 5,5 Prozent sollte man eher langfristige Verträge abschließen. Und eine möglichst hohe Tilgungsrate.
So schön die eigenen vier Wände auch sind: Wer sich die finanziellen Belastungen für seine Wunschimmobilie nur leisten kann, wenn zum Beispiel beide Ehepartner in Vollzeit arbeiten und verdienen müssen, keinerlei unvorhergesehene Ereignisse dazwischenkommen dürfen oder bei einer zehnjährigen Zinsbindung die Tilgung maximal ein Prozent betragen darf, der sollte seinen ganzen Plan vom eigenen Heim unbedingt noch einmal sorgfältig überdenken und vielleicht doch nach einer anderen Lösung suchen.
Wohneigentum in Zahlen
Wo liegen die Durchschnittswerte bei Darlehen, Käuferalter oder Wohnungsgrößen? Interessante Fakten rund um der Immobilienkauf
Finanzierungssummen
Fast 350.000 Euro beträgt die durchschnittliche Finanzierungssumme beim Immobilienkauf in Hamburg. In Bayern sind es noch 330.000 Euro. Aufgrund der deutlich niedrigeren Immobilienpreise betragen die Darlehenssummen in Thüringen und Sachsen-Anhalt im Schnitt deutlich unter 200.000 Euro.
Eigentumsquote in Deutschland
96 Prozent der Rumänen leben in den eigenen vier Wänden, in Spanien oder Griechenland sind es immerhin noch 75 Prozent. Im europäischen Vergleich der Wohneigentumsquoten belegt Deutschland mit 51 Prozent vor der Schweiz (49 Prozent) den vorletzten Platz.
Ist von Eigentumsquoten die Rede, bitte nicht verwirren lassen – es gibt nämlich zwei davon, die „haushaltsbezogene“ und die „personenbezogene“. Die haushaltsbezogene Eigentumsquote liegt in Deutschland bei ungefähr 45 Prozent, das heißt: 45 Prozent aller Haushalte besitzen selbst genutztes Wohneigentum. Die personenbezogene Wohneigentumsquote, die die Anzahl der Personen misst, welche im selbst genutzten Wohneigentum leben, fällt höher aus und liegt in Deutschland bei knapp 51 Prozent. Die Differenz kommt dadurch zustande, dass die durchschnittliche Größe von Eigentümerhaushalten, oft Familien, höher ist als die typische Größe eines Mieterhaushaltes, in dem tendenziell eher Singles oder Paare ohne Kinder leben.
Durchschnittsalter beim Immobilienerwerb
Hier gibt es bundesweit keine allzu großen Unterschiede. Mit 38,1 Jahren sind die durchschnittlichen Käuferinnen und Käufer in Sachsen-Anhalt am jüngsten, in Berlin mit 41,9 Jahren am ältesten.
Saarland ist Hochburg der Wohneigentümer
Im Südwesten Deutschlands ist die Eigentumsquote am höchsten: im Saarland 59 Prozent, in Rheinland-Pfalz 52 Prozent und in Baden-Württemberg immerhin noch 50 Prozent. Am niedrigsten ist die Eigentumsquote in den Stadtstaaten Berlin (16 Prozent) und Hamburg (21 Prozent).
Rund 41 Millionen Wohneinheiten gibt es in Deutschland
Gut die Hälfte davon (rund 21 Millionen) befindet sich in den mehr als drei Millionen Gebäuden mit drei oder mehr Wohnungen. Die Mehrheit wohnt also in Mehrfamilienhäusern. Die etwas kleinere Hälfte verteilt sich auf rund 19 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser.
Eigentümer haben mehr Platz als Mieter
Die durchschnittliche Pro-Kopf-Fläche beträgt in einer Eigentumswohnung 53 Quadratmeter, in einer Mietwohnung 44 Quadratmeter. Insgesamt verfügt jeder Deutsche im Schnitt über 47 Quadratmeter Wohnfläche. Vor 30 Jahren waren es noch knapp 35 Quadratmeter. Zukunftsforscher gehen davon aus, dass die Pro-Kopf-Wohnfläche aufgrund steigender Immobilienpreise künftig eher schrumpfen denn weiter wachsen wird.
RI 2022