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Foto: Hotel Konzept GmbH

Ursprünge in der französischsprachigen Schweiz

Jeder, der auch nur einmal im Alpenraum Urlaub gemacht hat, kennt sie: die traditionell aus Holz gebauten Chalets mit ihren großen Satteldächern, weitem Dachüberstand, von Geranien geschmückten Balkonen … Und meist mit einem Stapel Kaminholz, der an der Hauswand lehnt. Ein Traum, sich auszumalen, wie man im Winter in der behaglichen Stube sitzt, vor dem knisternden Kamin.

Ursprünglich als Sennhütten gedacht und wohl in der französischsprachigen Schweiz zuerst so ­gebaut, handelt es sich also um eine Architektur mit großer lokaler Tradition. Die Erbauer moderner ­Feriendomizile, von kleinen Häusern bis hin zu großen Hotels, haben sie für ihre Zwecke längst übernommen. Gerade in der Kombination mit Naturstein erfeut sich diese sehr erdverbundene Bauweise großer Beliebtheit – der Charme von sonnenverbrannten Holz­fassaden und handgehackten Balken scheint unwiderstehlich.

Mehr als 150 Jahre alte Hölzer

Aber wie kann man den Charme des Alten authentisch erschaffen? Kann man auch mit wirklich altem statt frisch gefälltem Holz bauen? Der Wunsch danach ist jedenfalls offensichtlich, auch im privaten Bereich: Die Nachfrage nach Chalets aus Alt­­holz ist Fachleuten zufolge in den letzten Jahren gestiegen. Einer von ihnen ist der Tiroler Unternehmer und Diplom-Kaufmann Guido Fetzer. Er hat sich mit Altholz intensiv beschäftigt – und neue Konzepte und Methoden für den Umgang damit entwickelt.

Doch zunächst zum „Rohstoff“ für echte Altholz-Chalets: Um ihn zu gewinnen, werden Hölzer aus alten Gebäuden abgetragen und in der Regel zu Schalungen aufgetrennt, um als innere Beplankung eingesetzt werden zu können. Sehr beliebt sind dabei „Sichtbalken“, die aus optischen und ästhetischen Gründen ohne tragende Funktion an tragenden ­Decken oder Dachschrägen befestigt werden. Gern nimmt man dafür Hölzer, die vor mehr als 100 oder 150 Jahren zumeist handwerklich hergestellt wurden. Wichtig dabei ist jedoch: Aufgrund fehlender tech­nischer Regelungen und ­Berechnungsmethoden können statische Aufgaben dem Altholz derzeit mit aktuell gültigen Verfahren nicht übertragen werden. Lediglich als flächige Bekleidung von ­Boden, Wand oder Decke können alte Hölzer also wiederverwendet werden. Deswegen werden auch alte Bau­höl­zer mit großen Querschnitten, sofern überhaupt noch vorhanden, aufgetrennt und zu untergeordneten ­Zwe­cken – im so genannten „Downcycling“ – wie­der­verwendet. Dass altes Holz gleichwohl eine hohe Tragfähigkeit besitzt, beweisen unzählige, teils jahrhundertealte Holzbauwerke weltweit.

Altholz: in zehn Jahren ist der Bestand erschöpft

Allerdings: Die Nachfrage ist groß, das Angebot dagegen knapp – und entsprechend teuer. Schät­zun­gen gehen davon aus, dass bereits in zehn Jahren das Angebot an Altholz im Alpenraum weit­gehend erschöpft sein wird. Deshalb ist künstliches Nachbehacken von Neuholz mit elektrischen Hack­­maschinen inzwischen weit verbreitet. Das Er­geb­nis kann jedoch nie mehr sein als nur ein Imitat alter Handwerkskunst.

Diese Erkenntnisse bildeten die Grundlage für eine von Fetzers Firma Hotel-Konzept in Bad Gastein entwickelte und von der Österreichischen For­schungsförderungsgesellschaft prämierte Studie; Part­ner bei ihrer Durchführung war die Bautechnische Versuchs- und Forschungs­anstalt Salzburg. Dabei kam Erstaunliches zutage: Unter anderem konnte nachgewiesen werden, dass es bei al­tem im Vergleich zu neuem Holz vor allem bei den statisch wich­­­tigen Biegeversuchen signifikante Übereinstim­mun­gen gibt. Voraussetzung ist allerdings: Die Althölzer müssen frei von Schadstoffen sein, wie sie bei jüngeren, das heißt bis zu 80 Jahre alten Hölzern ab Mitte des letzten Jahrhunderts, zum Einsatz kamen. Deshalb verwendet die Hotel-Konzept GmbH nur Holz, das mindestens 100 bis 150 Jahre alt und somit frei von Schadstoffen ist – es kann deshalb auch als Konstruktionsholz problemlos verwendet werden.

Wer wissen möchte, wie sich das im Ergebnis dar­stellt, kann es im Kärntner Mölltal besichtigen. Am Fuße des für seine Ganzjahresschneesicherheit ­berühmten Mölltaler Gletschers steht eine im Bau befindliche Musteranlage, das Chaletdorf Eggerfeld. In ihr werden ausschließlich Hölzer verwendet, die über 150 Jahre alt sind. Besonders imposant präsentiert sich ein aus massiven Althölzern gefertigter Sichtdachstuhl mit über Jahrhunderte von der Sonne gegerbten Sichtschalun­gen. Die Mächtigkeit alter, handgehackter Konstruk­tions­hölzer und die traumhafte Ästhetik dieser uralten Baumaterialien werden hier deutlich.

Luxus-Chaletdorf bis 2019

Doch bevor das fertige Bild steht, muss mit einigem Aufwand vorbereitet werden. Zunächst beim Abtragen an den ursprünglichen Standorten (was die Hotel-Konzept GmbH selbst übernimmt), dann beim Veredelungsprozess, den das Holz durchlaufen muss, bevor es wieder verbaut werden kann. Dabei wird es zunächst mittels Hochdruckgeräten mit heißem Wasser gewaschen, anschließend luftgetrocknet ­be­ziehungsweise abschnittsweise in spe­­ziellen Trocken­­kammern getrocknet und gebürstet. Arbeiten, die, so Guido Fetzer, viel Ausdauer erfordern, wenn man sicher sein möchte, dass die ästhetische ebenso wie die physikalische Qualität erreicht wird, die man künftigen Chaletbesitzern garantieren möchte.

Erfahrung und handwerkliches Geschick braucht es schließlich auch für den zweiten Werkstoff – den Stein: Natursteine, ebenfalls an den Ursprungs­stand­orten mit abgetragen, ergänzen die ein­zigartige ­Architektur ideal. Das uralte, in Teilen fast ver­­­gessene Steinmaurerhandwerk vorangegangener Gene­­rationen wird hier also wiederbelebt. Es verleiht dieser beeindruckenden Bauweise noch ­einen weiteren, besonderen Stellenwert.
Und: Es soll Werte schaffen, die Bestand haben. Elf Chalets in fünf Ausführungen, mit Features wie einer Altholzsauna, einer Granitbadewanne oder einer Natursteingrotte und mit Wohn-/Nutzflächen von 100 bis 260 Qua­dratmetern, werden in der Anlage errichtet – bis 2019 soll das Luxus-Chaletdorf fertig sein.

Infos & Kontakt

Im Almhüttenbüro am Eggerfeld – natürlich aus Altholz errichtet – kann man sich über Kaufpreise, Finanzierungsmodelle und mögliche Nutzungsformen informieren. Oder vorab im Netz unter www.alpenchalets.co.at

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Dr. Johannes Bohmann

ist BELLEVUE-Autor