AdobeStock_47262519_Mapics.jpeg
STADTZAUBER Tagsüber schlendert man durch gotische Gassen, abends tanzt man in Rooftop-Bars zwischen Gaudís Drachen und dem Blau des Mittelmeers | FOTO: AdobeStock/Mapics

Man steigt aus dem Flugzeug und weiß es sofort: Es ist nicht das Meer, nicht das Licht – es ist die Möglichkeit. Die Vorstellung, zu bleiben. Nicht für immer, aber für einen Teil des Lebens, den man sich nehmen will. Barcelona hat dieses Gefühl. Es sitzt in den Straßen von Gràcia, im Abendgeräusch der Ramblas, in einem Apartment mit Blick auf das alte Dach eines Theaters. Man sieht sich dort wohnen. Man sieht sich selbst neu.

2025 kostet der Quadratmeter im Eixample zwischen 6.000 und 7.500Euro. In Sarrià- Sant Gervasi, wo die Gärten stiller sind, sind es ähnliche Werte. In Nou Barris oder Sant Andreu, weiter draußen, 2.700 bis 3.450 Euro. Die Stadt schichtet sich in Preislagen, wie sie sich auch in Licht und Lärm schichtet. Manche Viertel sind leiser. Andere sprechen schneller.

Die Mietrenditen? Fünf bis siebeneinhalb Prozent. Zahlen, die beruhigen. Die Kaufpreise steigen – elf Prozent hier, vierzehn dort – aber niemand spricht darüber wie über eine Blase. Eher wie über eine Veränderung, die längst begonnen hat. Barcelona wird weniger Tourismus und mehr Besitz. Weniger Durchreise, mehr Zweitwohnsitz. Besonders für Deutsche, Österreicher, Schweizer. Menschen, die das Meer lieben, aber nicht das Dorf.

Es gibt Gesetze, ja. Deckel, Regularien. Die katalanische Regierung versucht Ordnung zu schaffen, wo Begehrlichkeit regiert. Aber am Ende zählt die Wohnung. Der Balkon. Die Luft um vier Uhr nachmittags. Die Nähe zum Strand und der Blick auf das Viertel, das sich nicht verändert hat.

Barcelona ist kein Ort, den man besitzt. Es ist ein Ort, in dem man mitbesitzt. Die Stadt nimmt sich Zeit – und gibt sie zurück. Wer hier investiert, kauft sich nicht ein in Mauerwerk, sondern in ein Gefühl, das bleibt, wenn die Wohnung längst vermietet ist. Oder leer. Und man selbst schon wieder zurück in Wien oder Frankfurt sitzt. Und sich fragt, wie das Licht wohl gerade ist in der Carrer de Pau Claris.

Sagrada Familia Basilica aerial view as the famous landmark in Barcelona, Spain AdobeStock_258780128_rabbit75_fot.jpeg
DIE SAGRADA FAMÍLIA Gaudís unvollendetes Meisterwerk in der Mitte der Stadt: Die Fassade der Passion zeigt ein magisches Quadrat – eine Zahlenmatrix, die sich zu 33 addiert (Jesu Alter bei der Kreuzigung) | FOTO: AdobeStock/rabbit75 fot
190905-epmedia-MP_F.JanaMadzigon-2724_cut_sw.jpg

Gerhard Rodler

Chefredakteur

BEL 05/25