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LA SERENISSIMA Auf der Meerseite zeigt sich Venedig in seiner ganzen Pracht | Foto: Michael Wochinger/www.15seconds.cc

Buto a Venezia“, begrüßt mich Michael Wochinger am Bahnhof von Venedig. Ich bin gekommen, um „Ca’ Degolin“ zu besichtigen, die zweite Heimat der Familie im his­­torischen Zentrum der Lagunenstadt. Der Weg führt uns rund tau­send Meter Richtung Südwesten in das „Sestiere Dorsoduro“. Sestiere bedeutet Sechstel und ist die offizielle Bezeichnung der sechs Stadtbezirke, in die das „centro storico“, Venedigs Altstadt, aufgeteilt ist. „Dorso duro“ heißt „fester Rücken“ – ein Hinweis darauf, dass der ­Untergrund der auf Pfählen und kleinen Inseln errichteten Stadt hier besonders stabil ist. Kein Nachteil, wenn man hier eine Immobilie hat, schmunzelt Michael, als er mir den Aufbau der Stadt erklärt, die im 5. Jahrhundert als Zufluchtsort vor einfallenden Hunnen und Germanen gegründet wurde.

Auf unserem Weg entlang des Canale Rio Nuovo schieben sich keine Touristenmassen wie auf der Rialto-Brücke, und kein Souvenirhändler versucht, uns überteuerte Masken zu verkaufen. Nach wenigen Minuten beginne ich zu verstehen, warum Michael zu Hause in Bayern so von der „Serenissima“ schwärmte, der Durchlauchtigsten, wie die Stadt auch ge­­­­nannt wird: „Alles hier ist entschleunigt, es gibt keine Autos, man macht alles zu Fuß oder per Boot. Venedig ist eine andere Welt.“

Rund 58.000 Einwohner leben noch in der historischen Altstadt, da­­von circa 4.400 Ausländer. Besitzer von Zweitwohnsitzen wie die Wochingers fließen in diese Statistik nicht ein, weshalb die Zahlen nicht das tatsächliche Straßenbild widerspiegeln, das vor allem in Dorsoduro sehr inter­national geprägt ist. Kurz bevor wir die Wohnung in der Calle Degolin erreichen, zeigt mir Micha­el noch das „Wohnzimmer“ ihres Sestiere, den Campo Santa Margherita. Der belebte Platz mit seinen Cafés und Bars ist ein beliebter Treff für Studenten der nahen Universität Ca’ Foscari.

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Ca’ Degolin

... liegt an einer Gasse im Viertel Dorsoduro. Zum Bahnhof oder zum Markusplatz sind es je ca. 10 Min. Fußweg. Weitere Info unter www.cadegolin.com/de

Eigenes Treppenhaus für jede Wohnung

Angekommen in der Calle Degolin führt mich Michael zu seiner Eingangstür. Aber sagte er nicht, dass sich die Wohnung im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses befindet? Ja – aber die „Porta Sola“, das eigene Treppenhaus für jede Wohnung, ist in Venedig nichts Ungewöhnliches und hat für den Eigentümer nach Michaels Erfahrung nur Vorteile: „Kein Nachbar, der sich über Lärm beschwert. Und es gibt auch keine Diskussionen über den Zustand des Treppenhauses …“

Über eine Marmortreppe gelangen wir in den ersten Stock, wo mich Ehefrau Veronica mit den beiden Kindern Chiara und Leopold empfängt. Die rund 100 Quadratmeter große Wohnung besteht aus einem großzügigen Wohn-Essbereich, einer modern eingerichteten Küche, zwei Schlafzimmern sowie zwei Badezimmern. Dank der allgemein eher niedrigen Bebauung in Dorsoduro ist Ca’ Degolin angenehm hell.

Die Ausstattung verrät viel Liebe zum Detail, begonnen bei den typisch zweifarbigen Marmorplatten bis hin zum Zierbaldachin im Master Bedroom. „Wir wollten eine Wohnung im venezianischen Stil, aber modern interpretiert“, erläutert Veronica ihr Gestaltungskonzept. So hängt im Schlafzimmer ein knallbunter Leuchter über dem Bett im Rokoko-Stil, steht ein Stuhl in Louis-XV-Optik vor einem Acryltisch. Und im venezianischen Spiegel erblickt man Sessel von Le Corbusier.

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8 Monate im Schnitt vermietet

Von Anfang an sollte die Wohnung auch an Feriengäste vermietet werden. Deshalb drängte die Zeit für den Umbau, auf jeden Fall wollte man noch die laufende Sommersaison für die Vermietung nutzen. Heute, nach sechs Jahren Erfahrung, sind die beiden Vermietungsprofis. Den Check-in-/Check-out-Service vor Ort inklusive Reinigung haben sie einer Agentur übergeben, die Buchungen aber verwalten sie selbst. „Wir wollen vorher wissen, wer in unsere Wohnung kommt“, begründet Veronica die Entscheidung.

Rund drei Monate im Jahr verbringt die Familie an ihrem Zweitwohnsitz, von den restlichen neun Monaten sind im Schnitt acht vermietet. Rund die Hälfte der Gäste kommt aus den USA, was manchmal zu lustigen Anfragen führt, wie z. B. einer Nachfrage, ob man wegen der Bedrohung durch die Mafia überhaupt ein Fenster öffnen dürfe – oder wie weit denn die Wohnung von der nächsten U-Bahn-Station entfernt liege. Familie Wochinger hat ihre Entscheidung, hier zu investieren, keinen Tag bereut. Neben den durchaus lukrativen Bruttoeinnahmen von bis zu 50.000 Euro pro Jahr genießen sie ihre „seconda casa“ in vollen Zügen. Oder wie ­Michael es formuliert: „Eine Wohnung in Venedig ist der beste Grund, immer wieder dorthin zu fahren.“

Ferienvermietung in Venedig – das müssen Sie beachten

In Venedig können Privatvermieter bis zu 4 Wohneinheiten vermieten, über Kurzzeitmietverträge ist auch die Vermietung an Urlaubsgäste möglich. Die Einnahmen aus Privatvermietung unterliegen nicht der Gewerbe- und Mehrwertsteuerpflicht, allerdings können in diesem Fall keine Kosten für Reparatur und Instandhaltung abgesetzt werden. Die Genehmigung erteilt die Stadtverwaltung. Ob eine Wohnung zur Ferienvermietung geeignet ist, hängt von verschiedenen Kriterien in Bezug auf Größe und Ausstattung ab, z.B. muss ein Doppelschlafzimmer mindestens 14 m² groß sein.

Die Einnahmen aus Ferienvermietung sind in Italien Einkommenssteuerpflichtig. Alle drei Monate muss für zudem für jeden Gast die „Imposta de Soggiorno“ abgeführt werden, derzeit beträgt der Satz 1,50 € pro Tag pro Erwachsenen für die ersten fünf Übernachtungen (Stand Mai 2016). Aufgrund des italienischen Meldegesetzes muss zudem jeder Gast mit Passnummer, Name und Nationalität bei der örtlichen Polizeistation, Questura, angemeldet werden, die Meldung kann nach vorheriger Registrierung online erfolgen. Außerdem müssen einmal im Monat alle Gäste mit Aufenthaltsdauer, und Nationalität an die „ISTAT“ Statistikstelle der Bezirksregierung des Veneto gemeldet werden. Auch diese Information kann online übermittelt werden.

Da die italienischen In Venedig gibt es zahlreiche Rechtsanwälte, die auch deutsch sprechen, allgemeine Rechtsauskünfte können auch über Interessensverbände wie z.B. die Deutsche Schutzvereinigung Auslandsimmobilien e.V. (www.dsa-ev.de) eingeholt werden. 


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Ulrike Eschenbecher

ist freie Journalistin und Autorin

BEL 04/16