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FUERTEVENTURA Ein Stück Sahara-Wüste im Atlantik: Sonnen- und Badefans, Kite- und Windsurfer finden hier ihr Paradies. Sehr angesagt bei deutschen Urlaubern | FOTO: Roberto Moiola/HUBER IMAGES

Badewetter, subtropische Landschaften und Urlaubsorte für jeden Geschmack – besonders im Winter gelten die Kanaren als die Nummer eins der spanischen Feriengebiete. Kein Wunder also, dass sich Ausländer hier beim Immobilienkauf mit einem Anteil von rund 29 Prozent stark engagieren. Im Vergleich aller 17 autonomen Regionen Spaniens ist nur auf den Balearen das Gewicht von Nicht-Spaniern bei Immobilienkäufen mit etwa 33 Prozent noch größer.

Vor dem Hintergrund einer verlangsamten Verteuerung von Immobilien in Europa und einer schwächelnden Nachfrage sind die robusten Preisstrukturen auf den Kanaren bemerkenswert. Laut der Bewertungsgesellschaft TINSA haben sich kanarische Immobilien im dritten Quartal 2023 auf Jahressicht nochmal um 5,9 Prozent verteuert. Aber der Markt kühlt ab: Der Rückgang der Verkäufe lag im ersten Halbjahr 2023 für frei finanzierten Wohnraum immerhin bei 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Tendenz: Preisstabilisierung. Ein durchschnittlicher Quadratmeterpreis bei Ferienimmobilien von 2.900 Euro macht Teneriffa zur teuersten Insel des Archipels für die Investition in einen Zweitwohnsitz, gefolgt von Lanzarote (2.750 Euro), Gran Canaria- Süd (2.250 Euro), Fuerteventura und Gran Canaria-Nordost (jeweils 2.000 Euro) sowie La Palma, La Gomera und El Hierro (1.400 bis 1.800 Euro). Man kann das spanienweit eher in ein mittleres Preisniveau einordnen, wenn man die Durchschnittszahlen anderer Feriengebiete heranzieht: Mallorca (6.500 Euro), Costa Blanca/Provinz Alicante (2.100 Euro), Costa del Sol/Málaga (3.400 Euro).

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GRAN CANARIA Sehr international sind hier Urlauber und Immobilienkäufer, wobei vor allem der sonnensichere Süden der Insel lockt. Eine einzigartige Attraktion ist dort bei Maspalomas und Playa del Inglés die am Wasser gelegene Dünenlandschaft | FOTO: iStock.com/Ingus Kruklitis

Neun Millionen Euro sind die Obergrenze

Der sonnige Süden von Teneriffa (Adeje, Arona und Guia de Isora) bleibt das teuerste Gebiet der Kanaren. Villen im obersten Segment in der Gemeinde Adeje kosten bis zu neun Millionen Euro. Besonders zwischen 1,3 und sechs Millionen Euro ist das Villenangebot groß. Bei Apartments ab zwei Schlafzimmern liegt die Preisspanne meist zwischen 280.000 und 1,2 Millionen Euro. Im Norden Teneriffas ist Puerto de la Cruz der Hotspot für ausländische Immobilienkäufer. Einzelhäuser und Villen kosten hier bis zu vier Millionen Euro. In den Bestlagen des Nachbarortes Santa Ursula werden aber auch Angebotspreise von 8,8 Millionen Euro aufgerufen. Für gute Einzelhäuser muss man in der ganzen Gegend mindestens 400.000 Euro ansetzen.

Auf Gran Canaria ist ebenfalls der Süden der wichtigste Hotspot für den Kauf von Ferienimmobilien. „Es sind vor allem Mitteleuropäer und Skandinavier, die hier investieren“, sagt Carolina García Chagrin, Geschäftsführerin von Cárdenas Immobilien. Durch die Grundstücksknappheit und schwache Bautätigkeit erhöhen sich die Preise für Bestandsobjekte. In Spitzenzonen von Meloneras, Maspalomas, Pasito Blanco oder Arguinegín muss man mit Villenpreisen von einer bis vier Millionen Euro rechnen. Gute Zwei-Schlafzimmer-Apartments kosten ab etwa 250.000 Euro. Oft fehlen aber geeignete Objekte für eine jüngere Käuferschaft. Im Nordosten Gran Canarias, in Las Palmas und der Villenzone Santa Brigida, kosten Villen bis zu 3,5 Millionen Euro. In der attraktiven Stadtstrand-Location von Las Canteras bewegen sich die Preise für Apartments und Penthouses zwischen 200.000 und 1,3 Millionen Euro.

Auf Lanzarote gehört der Yachthafen Puerto Calero an der Südostküste zu den feinsten Adressen. Er wurde vor über 30 Jahren gebaut und hat 420 Ankerplätze. Gut positioniert in höherer Lage stehen hier erstklassige Villen zu Preisen von einer bis 2,4 Millionen Euro. Meist sind Häuser und Villen aber zwischen 250.000 und 2,5 Mil- lionen Euro zu haben, Zwei-Schlafzimmer- Apartments gibt es ab 150.000 Euro. Im wüstenhaften Fuerteventura stehen strandnahe Residenzen im Focus ausländischer Käufer. Größter Markt für Ferienimmobilien ist die Gemeinde La Oliva mit dem Ortsteil Corralejo im Inselnorden. Gute Zwei-Schlafzimmer-Apartments werden auf Fuerteventura ab 170.000 Euro angeboten, frei stehende Häuser und Villen gibt es von 250.000 bis 2,4 Millionen Euro.

Besonders Aktivurlauber investieren bei den drei „Kleinen“ (La Palma, La Gomera, El Hierro). La Palma hat das höchste Preisniveau und kann die meisten Objekte anbieten. Fincas und Landhäuser prägen den Markt mit Preisen von 200.000 bis zwei Millionen Euro. Auf La Gomera schaffen es angesichts der begrenzten Offerten sogar halb zerfallene Dorfhäuser zu den Maklern, allerdings mit Preisen unter 40.000 Euro. Die besseren Objekte starten bei etwa 80.000 Euro. Über 550.000 Euro gibt es auf La Gomera kaum Angebote. Auf El Hierro sind die Preisstrukturen ähnlich wie auf La Gomera, nur dass der Bestand hier noch kleiner ist und auch einige Trophy-Objekte mit Preisen von mehr als einer Million Euro locken.

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El Hierro: Dörfliche Atmosphäre und entspanntes Flair am westlichsten Punkt Spaniens | FOTO: Reinhard Schmid/Huber-images
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La Gomera: Valle Gran Rey im Westen ist der bekannteste Urlaubsort und Ausgangspunkt für Touren in einen einmaligen Nebelwald | FOTO: Reinhard Schmid/Huber-images

Kanaren

WELCHE INSEL PASST ZU MIR?

Vor der Küste Nordwestafrikas bieten sieben Inseln landschaftliche Vielfalt und Feriengebiete für fast jeden Geschmack

Teneriffa Größte Kanareninsel (2.034 km2/978.000 Einwohner) mit dem höchsten Berg Spaniens (Teide, 3.718 Meter). Vielseitiges Angebot: Sonnige Südküste mit Stränden und Ferien-Hotspots, gefragt bei einem internationalen Publikum. Abgeschiedene Wälder für Wanderer und Individualisten.

Die Stadt Puerto de la Cruz im Norden ist traditionell beliebt zum Überwintern bei der deutschen Community. Viel spanisches Ambiente bietet die Hauptstadt Santa Cruz (209.000 Einwohner).

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GRAFIK: Yamori

Gran Canaria Wird als „Kontinent im Miniaturformat“ vermarktet bei einer Einwohnerzahl von 876.000. Massentourismus gibt es im Süden rund um die spektakuläre Dünenlandschaft bei Maspalomas/Playa del Inglés sowie in Puerto Rico und Mogán. Gebirgig präsentiert sich die Inselmitte. Im Nordosten ist die pulsierende Großstadt Las Palmas (379.000 Einwohner) ein Anziehungspunkt – geboten wird eine Hafenstadt mit echt spanischem Flair und dem Stadtstrand Las Canteras.

Fuerteventura Flächenmäßig die zweitgrößte Kanareninsel (1.660 km2). Beach- und Surfparadies mit feinen Sandstränden an einer dünn besiedelten, kargen Wüstenlandschaft. Die Ferienorte wie Morro Jable, Corralejo, Caleta de Fuste und Costa Calma sind besonders auch bei deutschen Urlaubern sehr begehrt.

Lanzarote Mix aus Entspannungsmöglichkeiten, klassischen Ferienorten (Puerto del Carmen, Costa Teguise, Playa Blanca) und einer spektakulären Vulkanlandschaft, den Feuerbergen des Nationalparks Timanfaya. Amateur- und Profisportler nutzen Lanzarote als Trainingsquartier. Unter den ausländischen Urlaubern und Immobilienbesitzern dominieren Engländer und Franzosen.

La Palma Insel mit viel Grün, Trekkingpfaden und echtem kanarischem Lokalkolorit, das auch viele Deutsche anlockt. In einigen Zonen ist nach dem Vulkanausbruch im Herbst 2021 noch ein Wiederaufbau nötig.

La Gomera Weltweit einzigartiges Ökosystem mit dem Lorbeerwald im Garajonay-Nationalpark. Paradies für Wanderer und Naturliebhaber mit einem Nimbus als ehemalige Hippie- und Aussteigerinsel.

El Hierro Kleinste Kanarin (269 km2/11.570 Einwohner), aber mit eigenem Flughafen. Dörfliche Strukturen, alte Wälder und fantastische Unterwasserreviere. Taucher, Wanderer und Mountainbiker sind hier richtig.


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Lanzarote: Vulkaninsel mit gehobener Käuferklientel. Weiße Farbe prägt die traditionelle Architektur | FOTO: Reinhard Schmid/Huber-images
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Teneriffa: Die Playa de Las Teresitas nahe der Hauptstadt Santa Cruz gilt als schönster Strand der größten Kanareninsel | FOTO: Reinhard Schmid/Huber-images
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La Palma: Kleine schwarze Strände, aber viel grüne Natur im Norden – und hervorragende Wanderrouten | FOTO: Reinhard Schmid/Huber-images
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Dr. Gerald Paschen

ist Politikwissenschaftler und Spezialist für die internationalen Immobilienmärkte

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