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Mitten in der Krise befindet sich die Baubranche aktuell. Nach einem Hoch im Pandemie-Jahr 2021 wurden 2022 gerade einmal 354.400 Wohnungen genehmigt – ein Minus von 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (destatis) ist das der niedrigste Wert seit 2018.

Weitgehend stabil sind zumindest die Baulandpreise, doch im Vergleich zu be-bauten Grundstücken sind freie Bauplätze zumindest in den Metropolregionen nicht nur seltener, sondern zumeist auch kostspieliger. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes kostete der Quadratmeter Bauland im gesamtdeutschen Schnitt 262,39 Euro, in Städten mit über 500.000 Einwohnern fallen jedoch im Schnitt 1.611,23 Euro an (Stand: 2. Quartal 2022). Bei einem „normalen“ Grundstück von etwa 500 Quadratmetern stünden folglich für den Einkauf etwa 131.195 Euro (ohne Courtage) an – im Fall des teuren Metropolenbeispiels sogar satte 805.615 Euro.

Für rückläufige Tendenzen könnten die gestiegenen Baukosten sorgen. Zum Beispiel legte der Baupreisindex für Wohngebäude von 2010 bis 2022 um 29 Prozent zu. Bundesweit variieren die Kosten fürs Bauen nach destatis-Angaben im Schnitt zwischen rund 1.478 Euro in Bremen und über 2.387 Euro je Quadratmeter in Bayern (Stand: 2021). Legt man auch hier ein durchschnittliches Haus zugrunde, kommen schnell über 350.000 Euro reine Baukosten zusammen. Und das gilt nur für ein Standardbauvorhaben ohne Extras wie Keller oder Garage und technische Highlights wie Erker oder Photovoltaikanlage – sowie eventuell anfallende Vermittlungsprovisionen oder besondere Gartenanlagen.

Wer es individuell haben möchte, sucht sich einen eigenen Architekten. Dieser unterliegt einer Berufsordnung, die streng überwacht wird. Architekten sind Verwalter der Interessen des Bauherren, Ideengeber, Planer und Treuhänder. Dafür haften sie nach Werkvertragsrecht fünf Jahre.

Der Architekt ist Mittler zwischen dem Bauherren und den Fachplanern der einzelnen Gewerke (Sanitär, Tragwerk oder Elektro). Er koordiniert deren Arbeiten und fügt diese zu einem Gesamtwerk zusammen. Er muss eine maßgeschneiderte Planung liefern und die Einhaltung der Kosten und der vorgegebenen Zeit sowie die Funktionalität kontrollieren – dennoch steht der Bauherr den am Bau beteiligten Handwerkern und Firmen in Eigenverantwortung gegenüber.

Das Honorar errechnet sich aus der HOAI, der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure. Über die Höhe entscheiden zwei Faktoren: zum einen, wie aufwendig und komplex die Bauaufgabe ist (Honorarzonen I bis V). In diesem Rahmen wird ein Mindest- und ein Höchstsatz festgelegt – nach Aufwendigkeit des Baus. Zum anderen entscheidet die Höhe der anrechenbaren Kosten (Nettokosten für die Bereiche des Baus, für die der Architekt die Planung übernommen hat). Der Preis für die erbrachte Leistung liegt meist bei rund zehn Prozent der Gebäudekosten – wenn der Architekt für alle Leistungsphasen beauftragt wurde. Dazu fallen für Fahrtkosten, Pläne und Ähnliches in der Regel weitere zwei bis fünf Prozent des Honorars als Nebenkosten an.

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Sven Heinen

ist Redaktionsleiter bei BELLEVUE.
Tel.: 040-593 625 040

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