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BLUEWATERS ISLAND Die 2018 fertiggestellte künstliche Insel vor Dubai Marina gilt als neuer Hotspot des Emirats. Hier findet sich neben Hotels, Restaurants und Beach- Clubs auch das größte Riesenrad der Welt | FOTOS: Dubai Tourism

BELLEVUE: Herr von Sayn-Wittgenstein, was verschlug Sie nach Dubai?

Alexander von Sayn-Wittgenstein:

Mit Anfang zwanzig reizte mich das Abenteuer, etwas Neues zu sehen und vor meinem Studium für eine kurze Zeit ins Ausland zu gehen. Ursprünglich wollte ich nur ein paar Monate Praktikum in Dubai machen. Daraus wurden dann 15 Jahre bei Sotheby’s und Engel & Völkers und schließlich mein eigenes Unternehmen. Mir macht mein Beruf sehr viel Spaß. Allerdings hatte ich bei den großen Maklern in den leitenden Funktionen manchmal mehr mit anderen Dingen zu tun als mit den Kunden selbst und wollte wieder dahin zurück, die Kunden zu beraten und meine lange Erfahrung in diesem Markt zu teilen. Es irren gerade wieder eine Menge Glücksritter in Dubai herum, die auf Instagram und Co. irrsinnige Sachen anbieten, und davor möchten wir unsere Kunden schützen.

Wie lebt es sich in einem Wüstenstaat?

Ungefähr von November bis Ende Mai ist das Klima mit Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad wirklich angenehm. Perfekt fürs Leben draußen. Dann wird es teilweise sehr, sehr heiß, und das Leben spielt sich zumindest tagsüber vorwiegend in klimatisierten Räumen ab, was aber auch aushaltbar ist für eine Weile. Dennoch verlassen dann auch manche für ein paar Monate die Region, um den Sommer in Europa zu genießen.

Und wie lebt es sich in einem autokratischen Scheichtum?

Besser als der Ruf, der in Europa allge­ mein vorherrscht. Wer sich, wie man es eigentlich überall tun sollte, an ein paar einfache und auch nachvollziehbare Regeln hält, kommt hier problemlos zu­ recht. Das Leben in Dubai ist sicher, friedlich, relativ unbürokratisch, die Entscheidungswege sind kurz. Es gibt einen langfristigen Plan. Der lautet: Alle sollen vom Wohlstand profitieren. Das ist gut für jeden Einzelnen und somit auch gut für die Allgemeinheit. Es gibt hier kein parteipolitisches Hin und Her, keine endlosen Diskussionen und keine halbherzigen Kompromisse. Von Vorteil ist auch, dass die Emirate sich eventuelle Fehler finanziell leisten können. Wenn etwas nicht läuft wie erwartet, wird es halt wieder geändert oder ein anderer Weg eingeschlagen.
Dubai ist bislang mit seinem relativ libe­ralen Kurs gut gefahren. Kein Wunder, dass sich auch Saudi­-Arabien und Katar zunehmend offener zeigen und versuchen, immer mehr Firmen und Leute aus Dubai abzuwerben.

Insgesamt hat sich in den letzten Jahren viel bewegt auf der Arabischen-Halbinsel. Fußball­-WM, Formel-­1-­Strecken oder auch die neue Profi­-Golf-­Liga sind erst der Anfang. Eines der kleineren Emirate wird demnächst ein Casino eröffnen. Mal schauen, was sich daraus entwickelt.

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PALM JUMEIRAH Die 560 Hektar große künstliche Insel in Form einer Palme gilt als beste und teuerste Adresse Dubais. Hier finden sich neben Villen und Apartments auch Luxushotels, Shoppingmalls und Freizeitparks

Was gut ist fürs Geschäft, ist auch gut für Dubai. Ist das die Maxime?

Absolut. Das ist die langfristige Philoso­phie der Dynastie. Religion spielt immer noch ein zentrale Rolle, aber es geht vor allem ganz pragmatisch ums Business und ums Vorwärtskommen. Nur fünfzehn Prozent der dreieinhalb Millionen Ein­ wohner sind Emiratis. Hier leben und arbeiten Menschen aus 180 Nationen. Moslems, Christen, Hindus und Bud­ dhisten, Pakistaner und Inder, Ägypter und Iraner, Ukrainer und Russen – alle suchen hier ihr Glück und wollen in erster Linie mit ihren Familien in Frieden und Sicherheit leben, Geld verdienen und ihren Geschäften nachgehen.

Wer in Dubai lebt, fühlt sich nicht als Ausländer, weil ja fast alle anderen um dich herum auch Ausländer sind. Wenn es irgendwo eine multikulturelle Gesellschaft gibt, dann wahrscheinlich hier.

Bestes Beispiel: Weil auch Israelis in Dubai urlauben und investieren möchten, fliegt Emirates seit Ende 2021 täglich nach Tel Aviv. Das wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen.

Vermissen Sie Deutschlands demokratische Strukturen?

Wenn Sie unter einem Diktator leben, der nur an sich denkt und seine Macht­ fantasien auslebt, ist das eine Katastrophe. Wenn Sie in einem Land leben, dass von intelligenten, weitsichtigen Menschen regiert wird, kann das durchaus auch von Vorteil sein.
Aber man sollte keine falschen Vorstel­lungen von Dubai haben, auch wenn das Land sehr wohlhabend ist. Das ist hier kein Schlaraffenland, in dem einem alles wie von selbst zufliegt, sondern ein erz­kapitalistisches System, in dem auch mit Ellenbogen gearbeitet wird.

Sie beraten Investoren, Immobilienkäufer und Firmengründer. Für wen ist Dubai der richtige Ort?

Hier wächst in einem Wahnsinnstempo eine Welt-Metropole, durchaus vergleichbar mit New York, Paris, London, Singapur oder Shanghai. Dubai gilt als Hub, als Knotenpunkt zwischen Europa, Afrika und Asien. Wirtschaftlich, kulturell, touristisch. Wer diese spannende Epoche miterleben möchte, ein Teil dieser Entwicklung sein will, der ist hier genau richtig. Mein Job ist es, Interessenten und Investoren mit meinem Wissen, meinen Erfahrungen und meinen Kontakten beratend zur Seite zu stehen und Möglichkeiten zu bieten, die anderen verschlossen bleiben.

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BURJ KHALIFA Seit 2010 gilt der 830 Meter hohe Wolkenkratzer im Herzen von Downtown als höchstes Bauwerk der Welt. Die 57 Aufzüge erreichen Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 10 Metern pro Sekunde

Dubai gilt als Steuerparadies. Ist es kompliziert, eine Firma zu gründen oder ein Visum zu bekommen?

Nicht, wenn man weiß, wie es geht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, von der einjährigen Aufenthaltsgenehmigung über die Firmengründung bis hin zum Golden Visa. Es gibt zum Beispiel auch sogenannte Free Zones, bei der man für eine Firma keine einheimischen Partner mehr benötigt, also zu 100 Prozent Eigentümer bleibt. Privatleute zahlen nach wie vor keine Steuern. Für Firmen gilt seit Juni dieses Jahres unter bestimmten Umständen ein Höchststeuersatz von neun Prozent. Welches Visa und welche Firma zu wem passt, hängt von den individuelIen Intentionen ab. Es gibt für alles eine Lösung.

In welchen Gegenden sollten oder können Ausländer Immobilien kaufen?

Es gibt einige wenige Viertel in Dubai, in denen Ausländer keinen Grundbesitz erwerben dürfen, aber in den attraktiven Stadtvierteln wie Downtown, Marina, Palm Jumeirah oder in den luxuriösen Gated Communities wie Emirates Hills, Dubai Hills oder Jumeirah Golf Estates ist der Immobilienerwerb problemlos möglich.

Worauf ist bei der Auswahl einer Immobilie und beim Immobilienkauf besonders zu achten?

Als Erstes natürlich wie immer auf die Lage. Dann ist der Bauträger entscheidend. Es gibt eine Reihe von staatlichen, halbstaatlichen und auch privaten Unternehmen, die gute Qualität liefern. Hier ist es ganz wichtig, die richtigen zu wählen. Sonst kann es böse Überraschungen geben. Bis hin zur Pleite des Bauträgers. Enorm wichtig ist auch die Hausverwaltung. Wer kümmert sich nach Fertigstellung um ein Objekt, wer pflegt es? Auch hier gibt es gewaltige Unterschiede, die man beachten sollte. Jeden Monat kommen mehrere neue, große Projekte auf den Markt. Im Prospekt und in den Showrooms sehen alle toll aus, und auch die Finanzierungspläne sind attraktiv. Aber man muss sich schon auskennen, um die wirklich guten Angebote zu erkennen. Es wird einem auch viel Unsinn angeboten, und manche Leute haben sehr viel Geld durch falsche Beratung verloren. Dass das nicht passiert, dafür sind wir da.

 

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KONTAKT

Alexander von Sayn-Wittgenstein,
CEO LUXCAPITAL, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate,
Mobil & WhatsApp +971 501 54 46 95,
E-Mail: aw@luxcapital.ae


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Claus-Peter Haller

ist Herausgeber von BELLEVUE.

BEL 05/23