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Tief im Süden des Indischen Ozeans, 1.700 Kilometer vom afrikanischen Festland entfernt, liegt die Vulkaninsel Mauritius. Der seit 1968 unabhängige Inselstaat ist ein Traumziel für betuchte Fernreisende – und gilt als politisch stabil. Die Regierung wird demokratisch gewählt, das Militär wurde mit der Unabhängigkeit abgeschafft, und die Wirtschaft, früher von Zuckerrohr und Textilindustrie dominiert, baut zunehmend auf einen florierenden Tourismus und auf Investitionen aus dem Ausland – auch oder gerade in Immobilienprojekte. Welche Regeln dabei gelten? Was die Immobilien kosten?  BELLEVUE sprach mit Peter Llewellyn, der für die südafrikanische Maklerfirma Pam Golding Properties die Dependance auf Mauritius leitet. 

Ist Mauritius ein exotisches Paradies?

Interviewpartner Peter Llewellyn Peter Llewellyn, Pam Golding Properties

Ja, exotisch ist es! Aber nicht nur Touristen lieben es, sondern auch Investoren, die die wirtschaftliche Stärke der Insel kennen, als Standort für Geschäfte vor allem mit Afrika. Wir hatten 2013 ein Wirt­schaftswachstum von 3,2 und 2014 von 3,4 Prozent.

Welche Immobilien-Investments gibt es denn?

Ausländer können hier seit 2004 Immobilien kaufen, in zwei definierten Kate­gorien. Die erste sind die „Integrated Resort Schemes“ (IRS), hochwertige Residenzen in Resorts, meist mit Golfplatz oder Marina. Sie gibt es zu Preisen von 500.000 bis zu vier Millionen US-Dollar, mit Wohnflächen von 300 bis 700 Qua­­dratmetern. Das zweite sind die „Real Estate Schemes“ (RES) mit deutlich kleineren Einheiten: Wohnungen oder Townhouses mit 150 bis 300 Quadratmetern, zu Preisen von 350.000 bis 900.000 US-Dollar. Grundsätzlich gilt übrigens: Für alles, was über 500.000 US-Dollar liegt (Anm. d. Redaktion: zzt. ca. 460.000 Euro), braucht man eine Daueraufenthaltsgenehmigung.

Was kaufen Ausländer am liebsten?

Ganz klar: Immobilien in oder in direkter Nähe von voll erschlossenen Wohn­anlagen. Bevorzugt im Norden oder Westen der Insel, wo man alle Einkaufs- und Frei­zeitmöglichkeiten vor der Tür hat. Ein paar exklusive­­re IRS-Objekte gibt es auch an der Süd- und an der Ostküste – etwas abgelegener, also eher für Leute, die vor allem Ruhe und Entspannung suchen.

Wie haben sich denn die Preise entwickelt? Und wohin tendieren sie aktuell?

Seit der Öffnung des Marktes ging es in den IRS mit jedem neuen Projekt weiter nach oben. Bis 2008, als die Krise auch hier spürbar wurde – wenn auch mit einer Verzögerung von etwa zwei Jahren. Aber bei den IRS ist das mittlerweile überstanden. Dass das Vertrauen wieder da ist, erleben wir bei Pam Golding Properties gerade mit dem ersten IRS-Projekt seit sechs Jahren: Le Parc de Mont Choisy Golf and Beach Estate in Grand Baie. Es ging vor 18 Monaten an den Start – und über 110 Einheiten sind bereits verkauft.

Wie läuft es bei den RES?

Eine Zeit lang haben die günstigeren RES-Objekte von der Stagnation bei den IRS profitiert. Aber jetzt erleben wir wieder eine deutlich steigende Nachfrage nach höherwertigen Objekten; sie werden also im Wert sicher steigen. Auch weil Wirtschaft und Tou­rismus sich positiv entwickeln – und weil die Steueranreize investorenfreundlich sind und bleiben.

Gibt es gesetzliche Risiken für Ausländer?

Als Ausländer erwirbt man den vollgültigen Grundbuchtitel. Über ihn darf man frei verfügen – und ver­kaufen, ohne dass Kapitalertragssteuer fällig wird. Allerdings muss man sich, bevor man eine Kauf­erlaubnis erhält, einer Bonitätsprüfung unterziehen. Das Kaufprozedere selbst ist sehr gut geschützt, u. a. mit Zahlungen über Notaranderkonten. Und bei Off-Plan-Projekten gibt es für die Zusammenarbeit zwischen Kreditgebern und Developern Regeln, die sichers­tellen, dass der Masterplan auch zuverlässig umgesetzt wird.

Dürfen Ausländer überall bauen?

Auf IRS- oder RES-Grundlage im Prinzip schon, außer an der Küste, wo es Einschränkungen gibt. Aber das sind natürlich Fragen, die man ohnehin vorher mit den Behörden klärt.

Darf ein Ausländer auch landwirtschaftliche Objekte erwerben?

Als Privatmann nicht. Wer aber die Gründung einer Firma plant, zum Beispiel eine Fabrik bauen will, für die Land gekauft werden muss, kann unter de­finierten Auflagen die Genehmigung erhalten. Denn grundsätzlich ist Mau­ritius sehr investorenfreundlich. Das Board of Investment (BOI) möchte ausländisches Kapital.

Wie sieht der Mietmarkt der Insel aus?

Der ist sehr wichtig und groß! Es gibt viele Ausländer, die hier bei Banken oder IT-
Firmen arbei­ten und für die drei bis vier Jahre, die sie übli­cherweise bleiben, etwas mieten. Dabei treffen sie auf ein fantastisch breites Angebot, bei lokalen Vermietern ebenso wie in den IRS oder RES. Wie die Käufer bevorzugen übrigens auch die Mieter aus dem Ausland den Norden und Westen der Insel. Eine Minderheit zieht auch auf das Plateau in der Inselmitte, wo die Temperaturen immer angenehme fünf Grad niedriger liegen als an der Küste.

Woher kommen die meisten Ausländer?

Aus Südafrika und Europa – und da meist aus Frankreich und Großbritannien. Diverse andere europäische Nationalitäten sind ebenfalls vertreten, auch Deutsche. Aber nicht auf den Topplätzen.
BELLEVUE Ausgabe 3/2015

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Dieser Artikel stammt aus dem BELLEVUE-Heft 03/2015.

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