Marktreport Österreich 2020: Stabile Höhenlage
Die hohe Nachfrage treibt die Preise weiter nach oben, doch die Zeit des blinden Kaufens ist vorbei. Jetzt kommt es vor allem auf die Lage an

Inhaltsübersicht
Neues Allzeithoch in Österreichs Immobilienmarkt
Sechs Jahre jagte ein Verkaufsrekord den nächsten in der Alpenrepublik. Doch in diesem Jahr legte der Immobilienhandel die erste Verschnaufpause ein. Laut RE/MAX Immospiegel gingen die Wohnungsverkäufe im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent zurück. Die Preise stiegen allerdings munter weiter. Für landesweit 24.865 Wohnungsverkäufe gaben in- und ausländische Investoren in den ersten sechs Monaten des Jahres stolze 5,66 Mrd. Euro aus, ein neues Allzeithoch seit Auswertung der Grundbuchdaten, wie RE/MAX Austria bekannt gab.

Deutsche größte Käufergruppe in Österreichs Immobilienmarkt
Knapp jede zwanzigste Immobilie wird an einen Ausländer verkauft. Die Deutschen stellen mit 55 Prozent die größte ausländische Käufergruppe dar, wie eine landesweite Marktanalyse von willhaben in Zusammenarbeit mit IMMOunited ergab. Gekauft werden vor allem Eigentumswohnungen in touristisch attraktiven Lagen, gern in Grenznähe zu Deutschland. Die Möglichkeiten des Erwerbs einer klassischen Ferienimmobilie sind jedoch beschränkt. Längst haben Boom-Regionen wie Salzburg und Tirol mittels strenger Zweitwohnsitzrichtlinien dem Ausverkauf von heimischem Grund einen Riegel vorgeschoben. Vor allem in Tirol, dem touristisch stärksten Bundesland, gibt es nach der Auskunft örtlicher Makler Bestrebungen in der Politik, den Markt für ausländische Investoren zu reglementieren.
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„buy to let“ steht hoch im Kurs in Österreich
Das knappe Angebot heizt die Nachfrage weiter an. Manche Projekte werden schon vom Plan weg restlos verkauft. Vor allem „buy to let“ steht bei Investoren hoch im Kurs. Hier erwirbt der Käufer eine Wohneinheit, schließt aber zugleich einen Betreibervertrag für Ferienvermietung ab. Je nach Projekt werden zum Teil Mindestrenditen garantiert. Der Eigentümer hat keinen Einfluss auf Ausstattung und Möblierung, kann seine Immobilie aber einige Wochen im Jahr selbst nutzen. Die Ausstattung neu erbauter Ferienimmobilien wird immer luxuriöser. Denn mittlerweile will man auch im Urlaubsdomizil auf keinen Komfort verzichten. Die Projektentwickler haben auf diese Entwicklung reagiert, die Ausstattungen moderner Ferienwohnungen stehen manchem Fünf-Sterne-Hotel in nichts nach.

Skigebiete in Österreich entscheidend bei der Standortwahl
Die Renditen aus „buy to let“ können bis zu sieben Prozent betragen, so viel ist im Neubaubereich mit klassischer Miete nicht mehr zu erzielen. Bei der Standortwahl achten die Projektentwickler vor allem auf die Saisonlänge, wer im Sommer wie Winter Touristen anzieht, erzielt die höchste Auslastung und damit maximale Rendite. In den klassischen Wintersportgebieten zählen Ski-in/Ski-out-Resorts zu den Toplagen, also der Direkteinstieg von der Haustür in das Skigebiet. Der Trend geht hier zu immer größeren Skigebieten, die den Wintersportlern einen Tag Skigenuss versprechen, ohne einen Lift zweimal benutzen zu müssen.

Wien ist Garant für Wertstabilität auf dem Immobilienmarkt
Sobald eine Gemeinde an eine große Skischaukel angeschlossen ist, steigen direkt die Immobilienpreise. Wer auf Schnäppchensuche ist, sollte sich deshalb in Randgemeinden von bekannten Skigebieten erkundigen, ob eine direkte Lift-Anbindung geplant ist. Auch für die Wintersaison 2019/2020 haben die Betreiber wieder kräftig aufgerüstet. Das größte Projekt der Ostalpen ist die Konnection in Kaprun. Sechs Seilbahnen überwinden stolze 2.261 Höhenmeter und schaffen seit 30. November 2019 eine Direktverbindung vom Ortszentrum Kapruns zum Kitzsteinhorn.
Auch in der Hauptstadt Wien ist die Lage ein Garant für Wertstabilität. Seit einem Jahrzehnt prämiert die Beratungsgesellschaft Mercer Jahr für Jahr die Donaumetropole als Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität. Ein europäischer Hotspot, der nicht nur einheimische Investoren lockt.

Kitzbühel weiter auf Platz 1 in Österreich
Im ersten Bezirk, dem teuersten, wurden in den letzten Jahren einige ehrwürdige Altbestände wie das ehemalige kaiserliche Telegrafenamt oder das Schottenpalais luxussaniert. Im Juni 2019 wurden laut Bericht des Standards im Palais Schottenring die ersten Wohnungen übergeben. Die Quadratmeterpreise für die 25 Luxuswohnungen variierten zwischen 15.500 und 20.000 Euro, bis auf zwei sollen mittlerweile alle verkauft sein. Nach Auskunft der örtlichen Marktexperten besteht nach wie vor eine hohe Nachfrage nach ganzen Zinshäusern in den inneren Bezirken.
Dank des großen Bestands an Jugendstilvillen kommen hier immer wieder interessante Projekte auf den Markt.Teuerster Hausstandort Österreichs bleibt aber auch 2019 der Promi-Liebling Kitzbühel. Für ein Einfamilienhaus in der Nachbarschaft von Franz Beckenbauer und Schauspielerin Uschi Glas waren im ersten Halbjahr 2019 laut RE/MAX Immospiegel 1,2 Millionen Euro zu zahlen, im Durchschnitt wohlgemerkt.

Salzburg eine der Top-Adressen in Österreichs Immobilienmarkt
Auch die Festspielstadt Salzburg zählt zu den Top-Standorten der Alpenrepublik. Hier treffen hohe heimische Nachfrage mit touristischen Interessen zusammen. Extrem aufgeholt hat Innsbruck, die Landeshauptstadt von Tirol, wo die Immobilienpreise in den letzten Jahren überdurchschnittlich gestiegen sind. In Kärnten führt der Raum Klagenfurt das Ranking an, der Wörthersee lässt hier grüßen. Im südlichsten Bundesland bestimmt der Seeblick den Preis. Die ohnehin raren Grundstücke direkt am See kommen gar nicht auf den Markt, sondern werden zu Liebhaberpreisen direkt gehandelt.

Schmerzgrenze ist noch nicht erreicht in Österreichs Immobilienmarkt
Auch wenn nach Auskunft der lokalen Makler vor allem im Hochpreissegment die Vermarktungszeiten derzeit etwas länger werden, scheint die Schmerzgrenze noch nicht erreicht. Die aktuelle Politik der ersten deutschen Geldinstitute, die Strafzinsen der EZB an ihre Sparer weiterzugeben, tut ihr Übriges dazu, den Immobilien-Run nicht abzuschwächen. Oder wie es ein Makler formuliert: „Rendite ist nicht mehr das Hauptargument, vielen Kunden geht es einfach darum, ihr Vermögen abzusichern.“ Österreich kann hier für deutsche Investoren durchaus eine interessante Alternative darstellen.