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Immobilien in Potsdam 2017: Nur vom Feinsten

Die Zeiten, in denen Potsdam auf die Nachfrage aus Berlin „angewiesen“ war, sind längst vorbei. Die Residenzstadt steht bei vielen Käufern auf der Liste

Blick auf die Glienicker Brücke. Trotz der zahlreichen Seen und Flüsse sind Wasserlagen in Potsdam Mangelware (Foto: Fotolia)

Manchmal reicht schon der Blick in ein Buch, um die Qualität einer Stadt zu verdeutlichen. Für jeden, der noch nie in Potsdam war oder einen Anreiz braucht, diese außergewöhnlich ­attraktive Stadt zu besuchen, dem sei einmal die Lektüre des Reiseführers Baede­ker Deutschland empfohlen. Besonders sehenswerte Dinge werden dort mit einem oder zwei Sternen beurteilt. Beim über mehrere Jahre durchgeführten Städtetest von BELLEVUE – einem Vergleich der zehn wichtigsten deutschen Metropolen mit über 500.000 Einwohnern – war dies eine der Rubriken im Bereich Tourismus.

Demzufolge kommt Berlin auf 49 solcher Sterne-Attraktionen, München auf 41 und Dresden auf 26. Dahinter würde nun bereits Potsdam rangieren – mit aktuell 21 Sternen. Und das neue Museum Barberini dürfte den 22. Stern bedeuten. Der Unterschied liegt nur darin, dass die drei erstplatzierten Städte grob geschätzt drei- bis 20-mal größer sind. Zumindest, was die Einwohnerzahl angeht.

Blick auf das Schloss Babelsberg - ein typisches Beispiel für die Potsdamer Idylle (Foto: Fotolia)

Potsdam ist zwar die Landeshauptstadt Brandenburgs, hat jedoch mit aktuell gut 170.000 gerade einmal so viele Einwohner wie Berlin-Neukölln. Zum Glück hat die Bevölkerung mit rund 188 Quadratkilometern deutlich mehr Fläche zur Verfügung. Somit ist es nicht die Bevölkerungs- sondern die Attraktivitätsdichte, die aus der Stadt eine echte Top-Adresse macht. Umgeben von unzähligen Wasserflächen und ausgestattet mit ebenso unzähligen wunderschönen Altbauten bietet die einstige Residenzstadt der Preußenkönige eine unglaublich hohe Lebensqualität. Und das nur einen Steinwurf von Berlin entfernt.

Dabei sind die kulturellen Vorzüge der Stadt nur ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Diverse Forschungsinstitute und vor allem drei Hochschulen sowie die Filmstudios Babelsberg sorgen in Sachen Wirtschaft und Zukunftsperspektive für eindeutig positive Vorzeichen. Dass auch der Immobilienmarkt an der Havel vom Feinsten ist, wissen Kenner seit Jahrzehnten. Ohne nun wieder von TV-Moderator Günther Jauch anzufangen, muss man erwähnen, dass Potsdam viele bekannte und unbekanntere Gönner und Förderer hatte und noch immer hat. Für die Allgemeinheit hat das Vor-, aber auch Nachteile.

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Tradition und Lebensqualität

Auch in Potsdam müssen viele der Suchenden auf das Umland ausweichen. Begehrte Stadtlagen sind absolute Mangelware

Leer gefegter Altbaumarkt

So erfreut man sich an sanierten Altbauten und einem Erscheinungsbild, das – zumindest rund um die Innenstadt – bundesweit seinesgleichen sucht. Andererseits ist der Markt für Altbauten in nahezu allen Lagen leer gefegt. Dass dies Auswirkungen auf die Preise hat, versteht sich von selbst. Früher war derjenige, der hier vor den südwestlichen Toren Berlins kaufen wollte, ausschließlich auf Altbauten aus. Das hat sich, zum Teil aus der Not heraus, zum Teil aber auch aufgrund der Vorteile des heutigen Neubaus, durchaus geändert. Gerade im Wohnungsmarkt kommen Punkte wie Barrierefreiheit, geringe Verbrauchskosten oder auch flexiblere Grundrisse immer häufiger zum Tragen.

Im Fokus: Caputh, Wilhelmshorst, Werder

Noch angespannter zeigt sich der Markt der Einfamilienhäuser. Auch hier sind ­Bestandsobjekte Mangelware, doch noch schwieriger gestaltet sich die Suche nach bezahlbarem Baugrund. Die Folge ist, dass auch in Potsdam die Suchkunden vermehrt in die Peripherie ausweichen. Caputh, Wilhelmshorst oder auch Werder stehen verstärkt im Fokus. Hier ist der Immobilieneinstieg oftmals deutlich günstiger und das Entwicklungspotential sehr hoch. Im Umland gibt es zudem auch noch die begehrten Wasserlagen, die innerstädtisch entweder fehlen oder einfach nicht zu bezahlen sind.

Blickfang und Pluspunkt in Sachen Lebensqualität: die Altstadt (Foto: Fotolia)

Standortfaktor S-Bahn

Vielen Kunden kommt es jedoch vor allem auf die gute Anbindung nach Potsdam an, denn einen Nachteil hat die Residenzstadt noch immer: Der Verkehr ist einer Metropole durchaus würdig. Allein, es fehlen die passenden Straßen dazu. Umso wichtiger ist auch hier die S-Bahn.

Insgesamt ist es offensichtlich nur eine Frage der Zeit, bis sich Potsdam auch preislich zu der Top-Adresse entwickeln wird, wie es die Qualität des Standortes und der Immobilien sicher verdienen.   

Redakteur Sven Heinen

Sven Heinen

ist Redaktionsleiter bei BELLEVUE.
Tel.: 040-593 625 040